Albanien mit Kindern – ein Familienurlaubs-Tausendsassa unter den Balkanländern
Ein Roadtrip durch Albanien mit Kindern – ist das gefährlich, aufregend und erholsam? Nein. Ja. Und ja… meinen wir dazu. Eine Kulturwirtin und eine Touristikerin, mit insgesamt 5 Kindern von 7 bis 15 Jahren, haben für Euch das neue Trendreiseziel Albanien bereist. Was wir dabei über familienfreundliche Wanderrouten, Strände und Ausflüge mit Kids herausgefunden haben, erzählen wir Euch hier. Lest gleich mal rein!
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Albanien mit Kindern: Unsere Rundreise vom bergigen Norden, über Tirana bis an die Strände im Süden
Wir haben uns auf die Reise nach Albanien gemacht, weil wir dachten: Ein Albanien mit Kindern Blogpost muss geschrieben werden – jetzt oder nie! Der Tourismus in diesem kleinen Balkanland mit bewegter Geschichte entwickelt sich rasend schnell und wir wissen nicht genau wohin. 2023 wurde ein Rekord von 10 Millionen Besuchern verzeichnet – Corona hat nur eine kleine Delle in den aufstrebenden Tourismus geschlagen. Das, von Landwirtschaft und Bergbau geprägte, Land bestreitet bereits 16 Prozent seines BIPs durch den Tourismus. Überall im Land entstehen neue Baustellen, Straßen werden erneuert und asphaltiert, Hotels sprießen aus dem Boden. Hoffnungsvoll stimmt uns, dass das Ministerium für Tourismus gleichzeitig das Ministerium für Umweltschutz ist.
Wir – das sind bei dieser Reise übrigens Sonja, die Gründerin der Little Travel Society, und ihre Reisefreundin aus Schulzeiten, Verena Huber-Marti. Wir waren zwar ohne unsere Kinder unterwegs (all die schönen Orte, die wir Euch zeigen möchten, passen nicht in die wenigen Schulferien), haben aber insgesamt 5 Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren, einige Auslandsjahre im Lebenslauf (Bangladesch, Mexiko, Spanien, Puerto Rico, China), viele Länder auf der persönlichen Reise-Landkarte und sie sind beide vom Fach. Sonja ist Diplomkulturwirtin, Verena studierte Touristikerin. Nachdem wir diesen Artikel veröffentlicht haben, hat uns übrigens ein umtriebiger Reiseblogger angeschrieben, der schon viel Albanien bereist hat. Daher: Sucht Ihr noch weitere Tipps für Durres, Ksamil, Gjirokastra und noch Orte, die wir auf unserem Roundtrip nicht mehr besuchen konnten, schaut doch mal bei Explorertom vorbei.
Wir fanden, dass Tirana die perfekte Ausgangslage für einen Familienrundtrip bietet. Tirana liegt so ziemlich in der Mitte des kleinen Landes in der Nähe der Küste. Von hier aus könnt Ihr gut in den Norden zu den albanischen Alpen starten (das dauert nach Theth etwa 3,5 Stunden). Ihr könnt aber auch runter in den Süden an die schönen Strände fahren. Auch an den Strand in Dhermi sind es von Tirana aus in etwa 3,5 Stunden. Unsere Route haben wir so gewählt, dass wir von Tirana aus direkt gen Norden gefahren sind – mit einem Zwischenstopp auf einem schicken 0-Kilometer-Food-Bauernhof – perfekt mit Kindern! Dann sind wir wieder runter gefahren, um in Tirana einen Zwischenstopp zu machen. Von dort aus gings weiter gen Süden fürs Strandhopping und Paragliding.
Wenn Ihr übrigens – bevor wir uns auf die Rundreise machen – noch ein paar allgemeine Infos zum Reisen mit Kindern in Albanien sucht, lest Ihr am besten mal hier rein.
Tirana mit Kindern – ist das eine gute Idee?
Städte Sightseeing mit Kindern – das ist ja immer so eine Sache. Zu voll, zu laut, zu gefährlich, zu wenig freies Rennen. Auch Tirana ist da keine Ausnahme. Der Verkehr ist absolut CRAZY. Autos überholen, hupen, schlängeln sich durch die verstopften Straßen (aber wehe, Ihr macht das den Einheimischen mal nach. Vor lauter Chaos haben wir eine rote Ampel übersehen. Zum Glück ließ uns der Polizist auf dem Motorrad aber dann doch ohne Strafe laufen, die angeblich 200 Euro ausgemacht hätte. Einheimische haben uns später erzählt, dass das bei Albanern anders ausgegangen wäre).

Zwischendrin in Tirana: Immer wieder Kunst auf Gebäuden (Bild: Sonja Alefi)
Da Tirana aber so günstig liegt, dass Ihr auf einem Rundtrip durch Albanien immer wieder an der Hauptstadt Albaniens vorbeikommt, würde ich dieser modernen, pulsierenden Stadt und seinen 600.000 Einwohnern auf jeden Fall eine Chance geben. Zumindest für einen 1- oder 2-tägigen Zwischenstopp. Denn Tirana hat einen entscheidenden Vorteil mit Kindern: Einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten tummeln sich rund um den Skanderberg Platz in Laufdistanz. Ihr habt daher vieles auch mit kurzen Beinchen schnell abgeklappert.
Tirana – wo wohnen mit Kindern?
Am besten quartiert Ihr Euch in den Skanderberg Square Center Apartments ein. Ihr wohnt in einem sehr gepflegten, modernen Wohnhaus in Apartments für bis zu vierköpfige Familien für 50 und 100 Euro die Nacht. Die Lage ist optimal, die Ausstattung modern und mit jedem Apartment kommt ein Parkplatz in der Tiefgarage dazu. Achtung: Ihr habt kein Extraschlafzimmer, alles spielt sich in einem Raum ab. Jonida ist aber der beste Host überhaupt. Sie spricht gut Englisch, ist sehr, sehr freundlich und überaus bemüht, es ihren Gästen recht zumachen. Wir durften zum Beispiel nach dem Checkout das Auto noch in der Garage stehen lassen. Jonida managt 10 Apartments – Ihr findet die Apartments auf Booking oder Airbnb, Ihr könnt die nette Jonina aber auch über [email protected] direkt kontaktieren. Vor Ort kommuniziert sie mit Euch vor allem über Whatsapp.
Wichtig ist vielleicht noch: Zu finden sind die Apartments nicht leicht. Es gibt kein Schild am Haus. Bei uns lief das so, dass ich unten im Haus zu einem Friseursalon gegangen bin und der nette Friseur dann den Bruder von Jonina angerufen hat. Ich schätze jedoch, wenn Ihr vorher etwas vereinbart, geht das auch einfacher und mit weniger Zufall;-)

In den Skanderberg Center Apartments wird wirklich an alles gedacht. Sogar eine Bürste für Haarnotfälle findet Ihr hier (Bild: Sonja Alefi)
Zum Skanderberg Square, dem Pazari i Ri (Food Market) und dem Bunkart 1 sind es übrigens von diesem Apartment aus nur jeweils 5-10 Minuten zu Fuß. Perfekt also!
Tirana mit Kindern – was gibts zu tun?
Tag 1 in Tirana mit Kindern: Rund um den Skanderberg Square die Stadt erkunden
Wenn Ihr nicht im Hotel oder Apartment schon gefrühstückt habt, macht Euch am besten gleich morgens auf den Weg zum Pazari i Ri, dem tiranischen Food Market mit einer kleinen Markthalle und netten Cafés und Restaurants drumrum. Es gibt dort Souvenirs, Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch zu kaufen. Sucht Euch doch am besten am Rande der Markthalle ein Cafe, bestellt Euch Frühstück und schaut dem Treiben zu!

Der kleine Markt von Tirana – Pazari i Ri – klein, aber fein und perfekt für ein Familienfrühstück (Bild: Sonja Alefi)

Im siebten Frühstückshimmel – albanisches Allerlei, während wir dem Treiben auf dem Markt zusehen (Bild: Sonja Alefi)
Danach gehts zu Fuß nur 10 Minuten weiter zum Bunkart 2, eine Ausstellung in einem unterirdischen Bunker, den das Innenministerium für sich bauen ließ zur Zeit der Schreckensherrschaft von Enver Hoxha von 1944 bis 1991. Wenn Ihr auch noch Bunkart 1 sehen wollt, müsst Ihr übrigens entweder eine Stunde laufen oder 15 Minuten mit dem Auto fahren. Auch Bunkart 1 befindet sich in einen Bunker, und zwar dem größten Albaniens, den der paranoide Hoxha am Rande von Tirana in den 70ern bauen ließ, um sich und seiner Regierung einen Zufluchtsort zu bieten im Falle eines Nuklearkrieges.
Bunkart 1 scheint wohl weniger beklemmend zu sein als Bunkart 2, in dem Ihr in Videos von Zeitzeugen, über Gegenstände und in beengenden Räumen über die Schreckensherrschaft, ihre Folter-und Unterdrückungsmethoden lernt. Beide Ausstellungen sind daher nicht für Kinder geeignet. Auch gibt es keine deutsche Version der Führungen, nur eine Englische. Da Bunkart jedoch ein leuchtendes Beispiel für die Aufarbeitung der vergangenen Verbrechen und die Ausstellung wirklich beeindruckend kuratiert ist, würden wir mit Kindern vorschlagen: Eines der beiden Elternteile geht schon mal vor auf den Skanderberg Platz (6 Minuten zu Fuß) und das andere Elternteil taucht in die Welt des Bunkers ab. Auch in einer halben bis einer Stunde könnt Ihr Euch schon einen guten Eindruck verschaffen.

Unscheinbarer Eingang, große Wirkung: Das Bunkart 2 in der Nähe des Skanderbergplatzes lässt Euch garantiert nachdenklich zurück (Bild: Sonja Alefi)

Passt immer noch: „Das Böse schlägt Wurzeln, wo der Mensch zu glauben beginnt, dass er besser ist als andere“ – ein Spruch von Mutter Theresa, die gebürtige Albanerin ist, an der Wand von Bunkart 2 (Bild: Sonja Alefi)
Der Skanderbergplatz – das Zentrum der Stadt – ist wirklich „wow“. Es ist schwer zu erklären, aber der 38.000 qm Platz, der erst 2017 wieder zur Fußgängerzone ohne Autoverkehr wurde, hat etwas ganz Besonderes. In dieser lauten, quirligen Stadt ist der Platz mitten in der Stadt zunächst mal eine Oase der Ruhe. Ringsum befinden sich zudem wichtige Bauten wie das National Museum, die Skanderberg Statue, die Eth`em Bey Moschee mit dem Glockenturm daneben, aber auch Cafés und ganz moderne Hochhäuser. Das Ensemble wirkt daher nicht wirklich harmonisch, aber drückt aus meiner Sicht gut den albanischen Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen der totalitären Vergangenheit und der demokratischen Zukunft aus – mit all den Problemen, die diese Entwicklung mit sich bringt.
Eure Kinder können sich hier gefahrlos austoben, sausen, Fußball spielen (vielleicht auch mit einheimischen Kids….) und auf dem alten Karussell Runden drehen. Besonders abends – wenn es im Sommer kühler wird – versammeln sich hier auch viele Einheimische. Sehr nett fanden wir das „Café Botanica“, wo sich abends die Jugend Tiranas trifft, bei einem Drink draußen sitzt und sich das Treiben auf dem Platz anschaut. Der Kontrast zum Muezzin, der daneben vom Turm der Moschee ruft, könnte nicht größer sein und macht Tirana doch auch irgendwie aus.
Wer mehr von der Stadt sehen will, kann übrigens auch an einer Free Walking Tour teilnehmen. Lara, eine der Haupt-Tippgeberinnen für diesen Trip, hat sich dieser angeschlossen und fand sie famos! Diese Touren gibt es übrigens in vielen Städten. Sie sind eine Wucht, da die Guides nicht vorher bezahlt werden, sondern nach der Tour von jedem das bekommen, was er/sie geben will. Die Motivation, Euch eine gute Tour zu bieten, ist daher hoch. Die Touren in Tirana starten übrigens jeden Tag um 10 Uhr morgens und um 18 Uhr abends, eine Anmeldung ist nicht nötig. Treffpunkt sind die Stufen des Opernhauses auf dem Skanderbergplatz. Familien sind laut dem Tirana Free Tour Team auch herzlich willkommen.

Sonja vor dem Glockenturm und der Moschee des Skanderbergplatzes (Foto: Verena Huber)

Die Moschee am Skanderbergplatz bei Nacht. Lustig: Der Hund im Vordergrund stimmte irgendwann mal ein und begleitete den Gesang des Muezzins mit seinem Geheul (Bild: Sonja Alefi)

Auch dieses lustige „Schubladen-Hochhaus“ seht Ihr vom Skanderbergplatz aus (Bild: Sonja Alefi)

Viel, viel Platz zum Rennen für Kinder auf dem Skanderbergplatz (Bild: Sonja Alefi)
Tag 2 mit Kindern in Tirana: Rauf auf den Berg! Vom Skanderbergplatz aus fährt ein Bus direkt zum Daji Ekspres (hier gibts eine perfekte Wegbeschreibung per Video), der einzigen Schwebebahn Albaniens, noch dazu die längste auf dem ganzen Balkan. Die Bahn bringt Euch auf den Berg Daji. Von hier oben habt Ihr nicht nur einen schönen Blick auf Tirana, Ihr könnt hier auch Minigolf spielen oder Euch im Dajti Adventure Park vergnügen – ein toller Hochseilgarten, der schon Parcours für Kids ab 5 Jahren bietet. Auch könnt Ihr von hier oben einen Tandem-Paraglide-Flug wagen. Wir haben diesen Ausflug leider nicht mehr in unserer Tour untergebracht, haben aber viel Gutes darüber gehört.
Die albanischen Alpen im Norden und der Weg dahin
Von Tirana aus haben wir uns gen Norden auf den Weg gemacht. Das dauert ungefähr 3,5 Stunden bis nach Theth. Damit die Reise nicht so lang wird, könnt Ihr entweder in Shkoda, der zweitgrößten Stadt nach Tirana, einen Zwischenstopp einlegen (2 Stunden von Tirana aus, 2 Stunden nach Theth). Ihr könnt dort gut essen und in der hübschen Innenstadt bummeln, meint unsere Tippgeberin Lara. Oder Ihr macht – wie wir – auf halbem Weg einen Abstecher beim Agriturizem Mrizi i Zavane, dessen Besitzer der Gründer der albanischen Slowfood Bewegung ist.
Ein nachhaltiger Bauernhofurlaub in Albanien mit Kindern
Die Übernachtungs- und Essenspreise auf dem Agriturizem sind unschlagbar günstig, das Erlebnis ist großartig. Denn auf dem Hof gibt es einen Spielplatz, eine lustige Bimmelbahn aus alten Fässern, die von einem Traktor gezogen wird, zutrauliche Ziegen, Hühner, Gänse, Katzen und ein großes Gelände mit Feldern, Wäldern und Wiesen.

So hübsch ist der Bauernhof Mrizi i Zavane (Bild: Sonja Alefi)

Agriturizem Mrizi i Zavane – perfekt für einen Trip mit Kindern in Albanien (Bild: Sonja Alefi)

Ihr könnt auf dem Agriturizem Mrizi i Zavane nur fürs Essen vorbeischauen oder auch übernachten im alten Steinhaus (Bild: Sonja Alefi)

Die Zimmer im Agriturizem Mrizi i Zavane sind schlicht, aber sehr hübsch (Bild: Sonja Alefi)
Das Essen stammt alles aus eigenem Anbau. Gegessen wird im hübschen Restaurant – oft untermalt von der Musik eines Klavier- oder Geigespielers – im Wäldchen oder im romantischen großen Laubengang. Die Hühner laufen Euch dabei fast über die Füße. Im Hintergrund hört Ihr das fröhliche Lachen der albanischen Großfamilien, die hier auch gerne fürs Abend- oder Mittagessen einkehren. Gefrühstückt wird mit Vogelgezwitscher…
Auf den Tisch kommt, was gerade geerntet wurde. Die Tellcherchen mit Gemüse, Käse, Obst und Fleisch wollten gar nicht aufhören. Die Kids werden sich garantiert sofort ins Rosenwasser verlieben, das aus eigenem Anbau stammt und in die rosa Rosenwasser-Eiskuppel, die sie mit dem Löffel zerschlagen müssen, um ans cremige Roseneis drunter ranzukommen. Und dann erst die Nudeln mit Blaubeersoße! Himmlisch!

Ihr könnt auf der Farm Euch ansehen, wie die Zutaten, die hinterher auf Eurem Teller landen, produziert werden (Bild: Sonja Alefi)
Theth – Familienwandern in den albanischen Alpen
Im Westen der albanischen Alpen, die sich bis nach Montenegro und dem Kosovo ausdehnen, liegt das idyllische Bergdorf Theth. Die Lage des Ortes macht ihn zu einem idealen Startpunkt für Wanderungen. Denn Teth liegt auf dem Rundweg der Peaks of Balkans Trail – ein Netz aus nahezu unberührten Wanderwegen in den albanischen Alpen, die erst seit kurzem bewandert werden können, da die Grenzen zwischen Montenegro, Kosovo und Albanien früher auch auf dem Trail geschlossen waren. Viele kommen nur hierher, um einen 6- bis 8-stündigen Tagestrip nach Valbona zu erwandern. Das würden wir aber mit Kindern nicht empfehlen. Der Tagesmarsch ist ordentlich anstrengend und kann gerade im Frühjahr sogar gefährlich werden, wenn noch Schneereste liegen. Zum Glück gibt es aber von Theth aus viele kurze Wanderungen, die gut mit Kindern zu bewältigen sind und Euch trotzdem einen tollen Eindruck der wunderschönen Landschaft ermöglichen. Denn vier Berge, die jeweils mindestens 2.000 Meter hoch sind, umgeben das Dorf, darunter der Jezerca, der höchste Berg Albaniens.
Wo wohnen in Theth mit Kindern?
In Theth selbst leben weniger als 100 Menschen, die zum größten Teil miteinander verwandt sind und sich vor allem um die Urlauber kümmern. Wir sind dem Rat unserer Tippgeberin Lara gefolgt und haben im Gurra Family Guesthouse übernachtet (Achtung die „Guest Villa Gurra“ gehört dem Cousin – Ihr müsst von dort noch ein Stück weiter fahren. Wir hatten die Familie aus Versehen beim Mittagessen gestört).

Frühstück mit Hund und der Bergkulisse im Rücken (Bild: Sonja Alefi)

Fast schon zu kitschig, um wahr zu sein. Ist es aber. Ausblick von Gurra Family Guest House auf das Örtchen Theth (Bild: Sonja Alefi)
Kristian Gurra und seine Familie schmeißen den Laden im Gurra Family Guesthouse. Mama und Frau kochen, sein Bruder und Cousin kümmern sich zusammen mit ihm um die Gäste, Hund und Katz lassen sich bereitwillig streicheln. Die Zimmer sind super neu und modern, das Essen ist lecker, die Gastgeberfamilie sehr sehr nett (ich konnte gar nicht so schnell schauen, schon wurde mein Koffer reingetragen, weil ich mich ein wenig abmühte).
Kristian – der gut Englisch spricht – hat mir erzählt, dass Theth bis 2022, als die Straße asphaltiert wurde, im Winter völlig von der Außenwelt abgeschnitten war. Nur seine Großeltern blieben noch, inzwischen sind er und seine Familie zurückgekehrt, um die Gäste zu bewirten. Die Menschen hier arbeiten wirklich hart, um sich eine Lebensgrundlage zu schaffen. Für den modernen Ausbau der neuen Zimmer musste Kristian zum Beispiel einen teuren Kredit aufnehmen, da es in Albanien kaum offizielle Papiere für Eigentümer von Grund und Boden gibt. Und wenn der staatliche Strom mal wieder ausfällt, wirft er eben seinen eigenen Generator an. Sauber ist Theth vor allem auch deswegen, weil die Schule vor Ort immer wieder Säuberungsaktionen anstößt. Wir finden diese Art von Tourismus, der von den Einheimischen getragen wird und auch diesen wieder zugutekommt, famos. Wenn Ihr Euch im Gurra Family Guest House einmieten wollt, erweist Ihr Kristian übrigens einen Gefallen, wenn Ihr ihn direkt kontaktiert über [email protected] – dann muss die Familien nicht Gebühren an die Buchungsportale abgeben.
Zwei einfache Wanderungen mit Kindern von Theth aus
Wanderung Nummer 1 zum Grunas-Wasserfall: Diese Wanderung dauert vom Family Guesthouse Gurra aus ca. eine Stunde und ist leicht mit Kindern zu meistern. Kinderwagentauglich ist die Wanderung aber nicht – es geht über Stock und Stein. Ihr müsst ab und zu auch mal über einen Zaun klettern, über ein Bächlein hüpfen oder eine Brücke überqueren, in der ein paar Planken fehlen. Also genau die richtige Dosis „ein bisschen Abenteuer“ mit Kindern beim Wandern. Wir sind einigen Familien auf unserer Wanderung begegnet, auch mit Kleinkindern in der Kraxe. Die Wanderung (#nofilter nötig bei DEM leuchtenden Grün und Blau), führt am Dorf, einer Kapelle, einem hübschen Friedhof (hört sich komisch an, aber Ihr werdet sehen!) und dem rauschenden Lumi i Thethit Fluss vorbei. Die letzten Meter müsst Ihr ein bisschen bis zum größten Wasserfall Theths über Felsen kraxeln. Alle, die eine Drohne haben: Nehmt sie mit! In Albanien dürft Ihr Drohnen fliegen lassen und die Bilder sind spektakulär.
Danach kehrt Ihr am besten in einer der Guest Houses auf dem Rückweg ein. Wir haben leckere 0-Kilometer-Küche im Thethi Garden Guesthouse auf einer Blumenwiese verspeist, die Berge im Rücken und neben uns ein Kind, das fröhlich auf einer improvisierten Schaukel wippte. Fast schon zu kitschig schön, um wahr zu sein…
Kinder-Wanderung Nummer 2: Syri i Kalter (Blue Eye) von Theth. Ein „blaues Auge“ ist ein sehr tiefes Quellwasserbecken, das eine türkise Farbe annimmt und ein wenig an ein Auge erinnert mit einer dunkleren Pupille in der Mitte. Es gibt ganz im Süden Albaniens noch eines, das Blue Eye von Saranda. Dieses ist eigentlich das berühmtere (und daher auch überlaufenere). Wir hatten jedoch gelesen, dass es recht vermüllt sein soll (über Updates dazu in den Kommentaren würden wir uns freuen) und haben uns daher für das „nördliche blaue Auge“ entschieden. Die Wanderung zum Blue Eye ab Theth ist auch über den Wasserfall möglich, dauert dann aber mit ca. 6 Stunden recht lang. Wir haben uns für die bequemere Variante entschieden. Ihr fahrt über eine neue, aber vogelwilde (mit Geröll auf engem Weg müsst Ihr rechnen) Straße 20 Minuten zum Parkplatz mit Restaurant und macht Euch dann auf den Weg zum Syri i Kalter. Die Wanderung zum Blue Eye dauert einfach nur eine dreiviertel Stunde und ist gut zu meistern mit Kids. Auch diese Wanderung ist unfassbar schön, hinter jeder Ecke lauert ein anderes Grün, der Fluss rauscht, die Schmetterlinge und Vögel flattern um Euch rum. Das Highlight ist natürlich das blaue Auge, das wunder-wunderschön ist. Nehmt auf jeden Fall Badesachen mit, aber seid gewarnt: Warm ist das Wasser nicht! Nur Hartgesottene werden es wagen.
Mit Kindern in Albanien auf dem Weg in den Süden zu den Stränden. Welche Zwischenstopps machen Sinn?

Alte, traditionelle Kopfbedeckung, die sich jedoch sicher besser an der Wand als auf meinem Kopf macht;-) (Bild: Verena Huber-Marti)

Blick von der Burg in Kruja auf die Stadt (Bild: Verena Huber-Marti)

Der Kontrast zwischen dem Bazar, der Burg in Kruja und dem Rest der Stadt könnte nicht größer sein. Wer Lost Places mag, ist hier richtig. Dies ist ein altes, verlassenes Hotel in der Innenstadt (Bild: Sonja Alefi)
Der Llogara Pass und der Süden Albaniens – was kann man hier mit Kindern unternehmen?

Beim Roadtrip durch Albanien mit Kindern gibts immer wieder schöne Ausblicke! (Bild: Verena Huber-Marti)


Mit Ziegen müsst Ihr beim Familien-Roadtrip durch Albanien häufiger mal teilen. Da gilt dann: Abwarten, bis die Herde vorbeigezogen ist (Bild: Verena Huber-Marti)

Es gibt in Albanien schönere Familien-Strände als den in Vlora (Bild: Sonja Alefi)
Tandemflug mit einem Paraglider – ui! Ist das nicht gefährlich?

Paragliding in Vlora: Blick vom Abflugort aus. Auch Kinder ab 25 kg dürfen mitfliegen (Bild: Sonja Alefi)

Einweisungen durch Genc, den Piloten (Bild: Sonja Alefi)

Nach einem kurzen Anlauf, huuuuii – schon ist frau in der Luft. Und landet dann am Ende unten am Strand (Bild: Verena Huber-Marti)

Das Stück Fleisch hatte sich Verena für den Grill ausgesucht in der Taverna Papi (Bild: Sonja Alefi)

Auch Nicht-Fleischesser kommen auf ihre Kosten in Albanien. Und für heikle Kinder geht Pommes immer! (Bild: Sonja Alefi)

Perfekt für einen Familientrip ins Restaurant: Taverna Papi bei Vlora (Bild: Sonja Alefi)
Welche Strände sind die besten in Albanien mit Kindern?
Als Ausgangspunkt für unsere Trips im Süden haben wir uns für Dhermi entschieden. Von den Einheimischen wurde uns auch immer wieder bestätigt, Dhermi sei der schönste Strand. Scheinbar gibt es an der albanischen Riviera aber unzählige Traumstrände, teils auch versteckte Buchten ohne Infrastruktur. Dazu gehören sicherlich der Gjipe Beach, den man am besten mit dem Boot ansteuert (allerdings ist die Bucht kein Geheimtipp mehr und in der Hochsaison, trotz der schwierigen Zugänglichkeit, recht überlaufen) oder der Palasa Beach. Auch zum Filikuri Beach setzt Ihr am besten mit dem Boot über. Ansonsten müsstet Ihr Euch so halb abseilen über die Felsen.

Familienbadeurlaub in Albanien mit Kindern: Blick auf die Bucht von Dhermi (Bild: Sonja Alefi)
Raten würden wir Euch: Sucht Euch an der albanischen Riviera einen Strand aus und unternehmt von dort aus Ausflüge zu den anderen Stränden. Unsere Tippgeberin hat sich zum Beispiel in Himare (soll auch sehr hübsch sein!) Kayaks ausgeliehen, um damit zum Filikuri Beach zu paddeln.
Wir haben uns aber auch für Dhermi entschieden, da die Altstadt auf dem Berg mit Regierungsgeldern aufwändig renoviert und saniert wurde. Und ja, die Altstadt, in der wir auch ein Zimmerchen hatten (das leider ob des Gestanks aus dem Bad nicht zu empfehlen ist) ist wunderschön. Ein wenig fehlte uns jedoch das Leben im Städtchen. Da die alten Gemäuer oftmals leer standen und nach der Sanierung verkauft wurden, ist das Feeling nicht wie in einer italienischen Altstadt, wo die Wäsche auf der Leine hängt und die Oma mit Kopftuch vor dem Häuschen sitzt.

Zoe Hora – Hotel und Restaurant am Berg in der Altstadt Dhermis (Bild: Sonja Alefi)

Essen in schönem Ambiente mit tollem Blick im Zoe Hora. Bei warmem Wetter ist es auf der Terrasse noch netter… (Bild: Sonja Alefi)

Das Essen im Zoe Hora war sehr lecker! (Bild: Sonja Alefi)

Die Altstadt von Dhermi – super mit Kids, da es hier kaum Autos gibt und recht ruhig zugeht (Bild: Sonja Alefi)
Wenn Ihr rechtzeitig dran seid (wir waren zu spät, war schon ausgebucht), könnt Ihr Euch im beeindruckenden Zoe Hora einbuchen, das – wunderschön saniert und gehübscht – imposant am Felsen klebt. Die Küche ist gehoben und sehr lecker – Ihr speist mit tollem Ausblick auf die Altstadt. Unsere Kellnerin sprach so einige Sprachen fließend und war sehr nett. Allerdings sind die Preise gesalzen und die Orga läuft noch nicht rund an allen Stellen (um einen Tisch zu reservieren, brauchte ich vier Anläufe und wurde immer wieder weiter verwiesen…).
Die Strandpromenade von Dhermi wurde gerade erst neu gepflastert und ist sehr hübsch (angeblich, weil ein Minister ein Haus in der Nähe hat und gerne eine schöne Promenade wollte…). Am Eingang des Strandes könnt Ihr Euch bei Luciano ein Getränk oder Eis mit Wahnsinnsblick auf den Strand gönnen, zum Ende des Strandes hin findet Ihr das Boutique Hotel La Brisa, das Familienzimmer bietet und sehr familienfreundlich ist. Ich habe mir das Hotel auf einer kleinen Führung angesehen. Es ist sehr modern. Das Hotel hat zudem auf dem Strand gleich gegenüber eine sehr chillige Ibiza-Bar mit nettem Sound, guten Cocktails und Snacks.
Kleiner Tipp: Am Ende des Strandes – hat uns ein netter Kellner verraten – könnt Ihr übrigens um einen kleinen Felsen rumschwimmen und dann in einer einsamen Bucht chillen, wenn es Euch mit dem Trubel zu viel wird. Auch Tretboote könnt Ihr mit den Lütten leihen und dann in die Bucht tuckern.
Türkisblaues Wasser und Ibiza-Style Bars auf dem Strand (die sogar spanische Namen wie „Siesta“ tragen…), gibt es in Dhermi jede Menge. Ein wenig schade finden wir zwar, dass die Albaner nicht ihre eigene schöne Kultur mit den typischen Leinentextilien und bunten Gewändern feiern. Zumindest herrscht aber auf der anderen Seite der schicken Strandpromenade mit Boho-Style teils fröhliches albanisches Chaos. Ende Mai lagen da noch ganz viele Werkzeuge, gestapelte kaputte Schirme und Co. rum, ein Mann bekam einen Haarschnitt im Freien, beim Verbrennen von Müll geriet leider ein Baum in Flammen, der dann mit viel Aufregung wieder gelöscht werden musste. Auch mit dem Auto sind einige MitarberInnen der Hotels und Restaurants direkt an den Strand gefahren – die Musik natürlich auf Anschlag aufgedreht.
Das hat schon auch was! Ibiza auf Albanisch.
Eine Warnung möchten wir noch aussprechen: Wenn Ihr Euch ein recht teures Hotel am Strand gönnt, wird die Nacht sicher nicht geruhsam werden. Im Hinterland wirds günstiger und ruhiger.

Das La Brisa Boutique Hotel hat Familienzimmer (Bild: Sonja Alefi)

Traumhafter Ausblick aufs Meer vom Luciano aus in Dhermi (Bild: Sonja Alefi)

Wenn Ihr um diesen Felsen rum schwimmt oder mit einem Tretboot rumfahrt, landet Ihr in einer hübschen Bucht (Bild: Sonja Alefi)

Die nette Strandbar vom La Brisa Boutique Hotel (Bild: Sonja Alefi)
Albanien – die Strände ganz im Süden mit Kindern bereisen?
Was wir ausgelassen haben, waren die Strände ganz im Süden. Unsere Tippgeberin Lara und auch einige andere haben uns berichtet, dass besonders in Ksamil Ballermann-Vibes vorherrschen und der Strand – mit Schirmen dicht an dicht – eher Partylocation mit Clubs als Familienstrand ist. Aber auch hier könnt Ihr gut essen, vor allem wenn Ihr Seafood mögt. Und wer weiß, vielleicht liegen wir ja auch falsch. Über Tipps zu den südlichen Stränden würden wir uns in den Kommentaren freuen!
Badeschuhe solltet Ihr übrigens für alle Strände mitnehmen. Die Strände in Albanien sind meist Kiesstrände. Dafür ist das Wasser dann aber auch glasklar und richtig türkis.
Unser Fazit zu einem Familienurlaub in Albanien
Wer ein (ziemlich sicheres) Abenteuer mitten in Europa erleben will – inklusive Wahnsinns-Wanderungen und chilliger Strandtage – ist in Albanien genau richtig.
Aufregend ist ein Trip nach Albanien, weil wir in Deutschland selten eine Großfamilie auf dem Motorrad samt Mistgabeln im Straßenverkehr zu sehen bekommen. Die Uhren ticken hier noch anders. Und auch, weil wir selten eine so bunte Flora und Fauna gesehen haben. Sicher ist Albanien trotzdem, weil die Albaner viel zu gastfreundlich sind, um Euch im Regen stehen zu lassen oder gar zu beklauen.
Wir sind absolut verzaubert von diesem wunderschönen Land mit seinen netten Menschen, aber auch traurig über die grausame Geschichte und augenscheinliche Korruption der Eliten im Land. Diese fleißigen, netten Menschen haben etwas Besseres verdient! Wir hoffen daher, dass sich der aufstrebende Tourismus im Land in eine Richtung entwickelt, der den Einheimischen zugutekommt. Ansätze sind mit Umweltschutzmaßnahmen und Ausbau der Infrastruktur zu erkennen, die auch aufgrund des Tourismus vorangetrieben werden. Daher: Nix wie hin da, zum Familienurlaub in Albanien!
Abgesang zum Albanien-mit-Kindern- Blogpost
Für unsere 1-wöchige Route bin ich im Grunde der Tour gefolgt, die Lara ein Jahr zuvor mit ihren Freundinnen abgefahren ist und mir dann aufgeschrieben hat. Lara – halb Katalanin/halb Deutsche – managt meinen Coworking-Space in München. Sie hat in ihren jungen Jahren schon die halbe Welt bereist, lebt zwischen Barcelona, Irland und München und ist einfach eine sehr nette Person (daher: Wer einen Coworkingspace in der Maxvorstadt in München sucht – inklusive Tipps und Tricks zu veganer Ernährung und zum Reisen – ist im velvet space genau richtig;-). Danke, Lara!
Unternommen habe ich die Tour zusammen mit Verena Huber-Marti, ihres zeichens studierte Touristikerin. Auch sie ist weitgereist. Ihr erstes Kind hat sie in Shanghai bekommen, verheiratet ist sie mit einem Katalanen. Zwischendrin hat sie mit Mann und zwei Kindern in München, Puerto Rico und auf dem Lande an der Costa Brava gelebt. Uns verbindet eine lange Freundschaft und eine große Neugierde.
Zum Beispiel haben wir rausgefunden, dass die etwas gruseligen „erhängten“ Teddybären, die manchmal an den Eingängen von Häusern in Albanien zu sehen sind, nicht auf mafiöse Drohungen zurückzuführen sind, sondern den BewohnerInnen eines neuen Hauses Glück bringen sollen. Was wir jedoch nicht klären konnten: Warum, bitte, sieht man so wenig Haar in Albanien? Die Männer haben meist geschorene Köpfe, mit nur ein paar Stoppeln obendrauf. Wer ´s weiß, woher diese minimalistische Männer-Haarmode kommt, schreibt uns gern… Und wer noch ein paar praktische Tipps braucht fürs Hinkommen, Rumkommen, beste Reisezeit oder Essen, das auch heiklen Kleinen schmeckt, liest am besten in diesen Blogpost mit Tipps für einen Albanientrip rein.
Eure Sonja und Verena

Sonja und Verena auf der Brücke vom Blue Eye von Theth (Bild: Sonja und Verena)
Text: Sonja Alefi
Fotos: Sonja Alefi, Verena Huber-Marti
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