Albanien mit Kindern – unsere Tipps & Erfahrungen
Albanien mit Kindern – das ist doch immer noch ein kleines, aber feines Abenteuer! Wir verraten Euch wie Ihr am besten hinkommt, rumkommt, was auch heiklen Kleinen schmeckt und wie Ihr Euch am besten vorbereitet. Los gehts!
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Bevor Ihr Euch ins Vergnügen stürzt, gibst in diesem Blogpost erst noch ein paar Informationen zu Land, Leute, Essen, Geschichte, Geld, Straßenausbau und allerlei Praktischem bei einem Trip nach Albanien mit Kindern. Zu unserem Roadtrip und was Ihr in den verschiedenen Landesteilen Albaniens alles erleben könnt, lest Ihr am besten dann in diesen Blogpost rein. Denn das kleine Land hat so viel zu bieten für Familienurlauber.
Verschweigen wollen wir jedoch nicht: Albanien ist laut. Überall im Land wird gebaut, gewerkelt oder gefahren, die Musik wird stets auf volle Pulle gedreht. Und seien es nur die Glocken der Bergziegen – still ist es hier selten. Nehmt auf jeden Fall Ohropax mit und wir sagen es lieber gleich: Kinder mit leichtem Schlaf sind hier nicht besonders gut aufgehoben.
Die Sache mit dem Geld. Die Währung in Albanien heißt Lek. Hebt gleich am Flughafen ein Sümmchen ab. Denn mit Karte kommt Ihr in Albanien nicht weit – selbst in den Unterkünften wollte man meist Bargeld. Zudem hatten wir nicht immer Glück mit den ATMs – einige wollten unsere Kreditkarte nicht akzeptieren. Wenn Ihr nicht sicher seid, wieviel Lek Ihr braucht, könnt Ihr von Zuhause auch eine Notfallsumme Euro mitnehmen. Euro wird überall akzeptiert, sogar im Supermarkt.
Ein Familienurlaub in Albanien ist günstig. Der traurige Hintergrund ist, dass das Land zu den ärmsten Europas gehört (das albanische BIP macht nur 32% des EU-Durchschnitts aus). Es gibt aber deutliche Preisunterschiede – je nach dem wie beliebt eine Region bei Touristen ist. Die Hauptstadt Tirana ist sehr günstig, Theth in den Bergen ist etwas teurer, aber immer noch weit unter unserem Preisniveau. Im Süden an den Stränden – zum Beispiel in Dhermi – können die Preise im Restaurant und in den Unterkünften vereinzelt deutsches Niveau erreichen.
Die Geschichte des Landes ist heute noch zu spüren. Die Albaner haben eine wirklich fürchterliche Geschichte hinter sich. Nachdem Enver Hoxha die deutschen und italienischen Faschisten aus dem Land gejagt hatte, errichtete er 50 Jahre lang bis Anfang der 90er (!) eine Schreckensherrschaft, die in puncto Grausamkeit seinesgleichen sucht und Albanien den Namen „Nordkorea Europas“ einbrachte. Der atheistische Staat war komplett isoliert. Reisen war verboten. Der paranoide Diktator baute 500.000 bis 600.000 Bunker im ganzen Land, von denen heute noch ca. 200.000 übrig sind und die Wege säumen (teilweise kunterbunt bemalt, ganz mein Humor!). Wir hatten teils den Eindruck, dass die Schüchternheit der Landbevölkerung noch auf diese Zeit der Unterdrückung zurückzuführen ist. Einige sahen und lächelten uns erst an, nachdem wir sie angesprochen hatten, zeigten dann aber ihre ganze Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Leider hat sich noch dazu nach Ende der sozialistischen Diktatur nicht alles sofort zum Guten gewendet für die AlbanerInnen. 1997 verloren viele AlbanerInnen ihr Erspartes durch ein Schneeballsystem, an dem Regierungsmitglieder beteiligt waren. Das führte zum sogenannten Lotterieaufstand. Das Misstrauen gegen die Regierung sitzt tief – Einheimische erzählten uns immer wieder resigniert davon, wie sich Staatsdiener Geld in die eigenen Taschen schaufeln. Auch sind nach 1990 sehr viele Menschen ausgewandert. Schätzungsweise leben mehr AlbanerInnen im Ausland als im Inland (3-4 Millionen AlbanerInnen im Ausland versus nur 2,9 Millionen im Inland). Dass die Bevölkerung schrumpft und es an jungen Leuten mangelt, konnten wir vor allem auf dem Land beobachten. Dort sind auf den Straßen vor allem ältere Männer zu sehen. In Tirana ist davon aber nichts zu spüren: Albaniens Hauptstadt ist eine junge, moderne Stadt.
Das Essen in Albanien fanden wir sehr lecker. In Tirana könnt Ihr von Pizza, über Pasta bis hin zu traditionellen albanischen Gerichten alles bestellen. Im Norden gibt es einfache, aber mega schmackhafte 0-Kilometer-Küche aus Ziegenkäse, Schafskäse, gegrillten Paprika, Zucchini, hausgemachten Pommes, Lamm, Rind oder Ziege. Nicht gerade kalorienarm, aber sehr lecker. An der Küste wird natürlich jede Menge Fisch angeboten – direkt am Strand ist dieser aber manchmal sehr angepasst auf den Touristengeschmack und teuer. Den Wein fanden wir nicht umwerfend, das lokale Bier schon. In unserer Lieblingsbäckerei am Eingang zu Dhermi – Furrë Buke-Pastiçeri Barba Niko – wurden wir gleich Fans des Boereks und Orangenkuchens. Auch Baklava und andere Spezialitäten, die Ihr vielleicht aus Griechenland oder der Türkei kennt, findet Ihr in Albanien. Heikle Kinder werden hier sicher klar kommen! Foodblogger entdecken übrigens gerade Albanien, weil sich in diesem fruchtbaren, landwirtschaftlich geprägten Land Farm-To-Table geradezu anbietet. Einige AlbanerInnen, die jahrelang in Italien in der Gastronomie gearbeitet haben, sind nun zurückgekehrt und setzen genau auf dieses Pferd. Hmmm! Lecker!
Die albanische Sprache ist auf den ersten „Hör“ kaum zuzuordnen. Wir waren so fasziniert, dass wir auf unserem Roadtrip oft einfach nur dem melodischen Geplauder im Radio zuhörten. Teils mutet die Satzmelodie Türkisch an, dann hatten wir immer wieder den Eindruck, italienische oder spanische Wortfetzen zu verstehen. Sogar aus dem Persischen habe ich Worte erkannt. Das erklärt sich damit, dass Albanisch zu den balkan-indoeuropäischen Sprachen gehört. Die Herkunft ist aber nicht restlos geklärt. Und eines ist klar: Mit Englisch kommt Ihr schon weiter. Es findet sich immer jemand, der Englisch spricht. Notfalls wird der Nachbarsjunge eben schnell ins Restaurant beordert.
Mit Kleinkind in Albanien. Babyartikel wie Windeln oder Gläschen zu bekommen, dürfte in Albanien kein Problem sein. Denn 2008 hat Rossmann die erste Filiale auf dem Balkan in Albanien eröffnet. Heute gibt es hier 19 Geschäfte, die einem in den größeren Städten auch immer wieder ins Auge fallen. Deckt Euch aber auf jeden Fall in einer größeren Stadt ein. Auf dem Lande wird es sicher schwierig. Hochstühle und Babyausstattung solltet Ihr jedoch nicht unbedingt erwarten. Das gehört in Albanien nicht zum Standard und auch mit dem Kinderwagen kommt Ihr wegen diverser Schlaglöcher und hoher Randsteine nicht immer weit. Eine Kraxe oder ein Tragetuch sollte daher unbedingt mit ins Gepäck.
Ist ein Albanien-Urlaub mit Kindern gefährlich?
Die Albaner meinen dazu mit einem Achselzucken: „Hier seid Ihr sicher. Die albanische Mafia lebt im Ausland“. Und in der Tat: Wir haben uns noch nie so sicher gefühlt in einem relativ armen Land wie Albanien. Gerade Verena, die in ihrer Wahlheimat Barcelona schon unzählige Male beklaut wurde, konnte ihr Glück gar nicht fassen. Zwei Anekdoten bringen dies vielleicht am besten zum Ausdruck: Wir saßen abends im sehr belebten Cafe Botanica mitten am Skanderberg Square in Tirana. Da ließen zwei albanische junge Ladies ihre beiden Handtäschchen auf den Tisch allein, um sich im Lokal gemeinsam eine Nachspeise auszusuchen. Auch als Verena im Bergdorf Theth aus Versehen ihr neues iPhone liegen ließ, wurde das Handy vom Kellner sicher in einer Schublade über der Bar verstaut und ihr ausgehändigt, als sie den Verlust nach einer Stunde merkte.
Wir haben uns immer wieder gefragt, woran das liegt. Denn die Verlockung muss in einem so armen Land groß sein. Wir sind zu dem Schluss gekommen: Es liegt an der legendären Gastfreundschaft der Albaner (wusstet Ihr, dass während der Naziherrschaft – zu dieser Zeit wurde auch Albanien von den Deutschen kurzzeitig besetzt – in Albanien angeblich nicht ein einziger Jude umgekommen ist, da Albaner ihre Gäste niemals „ans Messer“ geliefert hätten). Einen Gast beklaut man einfach nicht in Albanien.
Wie sieht es mit dem Straßenverkehr im Albanienurlaub mit Kids aus?
Ihr könnt auf jeden Fall selbst fahren – müsst Ihr sogar, weil die öffentlichen Verkehrsmittel kaum vorhanden sind. Ihr braucht dafür auch kein Auto mit Allradantrieb. Stellt Euch trotzdem auf ein kleines Abenteuer ein. Unser Rat: Nicht aufregen! Go with the flow.
In Albanien ist der Zustand der Straßen sehr unterschiedlich. Um Tirana herum auf den Schnellstraßen kann es Euch zum Bespiel passieren, dass Ihr plötzlich einem Schlagloch ausweichen müsst. In Tirana ist der Verkehr vogelwild. Ihr müsst immer damit rechnen, dass jemand quert oder kreuzt. Man nimmt Rücksicht aufeinander und gleicht die Fehler der anderen aus, Groß hat vor Klein meist Vorfahrt. Wie ich finde, wird in diesem lustigen Artikel das Fahren in Albanien sehr treffend als „anarchokapitalistischer Fahrstil“ bezeichnet. Das bedeutet aber auch: Regeln gibt es kaum.
Nach Theth in die Berge im Norden wurde erst 2022 eine asphaltierte Straße gebaut, die aber teils schon wieder bröckelt und eindeutig zu schmal ist an einigen Stellen für zwei große Autos oder Laster (solltet Ihr mit dem Wohnmobil unterwegs sein: Übt vorher Eure Rückwärtsfahrkünste am steilen Hang!). Die Touristenroute an der Küste entlang von den Bergen im Norden, über Tirana bis hin zu den Stränden im Süden ist gut befahrbar im Großen und Ganzen. Die Straße von Tirana nach Dhermi ist streckenweise sogar sehr modern und weitestgehend schlaglochfrei. Wollt ihr jedoch Ausflüge ins Landesinnere wagen, gibt es im Hinterland kaum Querverbindungen. Das heißt für Euch: Rein ins Land, Ausflug machen, wieder raus an die Küste, hoch oder runterfahren und wieder die Abzweigung ins Landesinnere nehmen. Da die Regierung aber gerade investiert, kann sich diese Situation bald noch deutlich verbessern.
Müll und die Umweltprobleme in Albanien
2004 galt Albanien noch als das Land mit der schlimmsten Umweltverschmutzung Europas. Gründe dafür waren vor allem die unzureichende Abfallwirtschaft – noch 2013 gab es nur zwei Mülldeponien im ganzen Land, die EU-Standards entsprachen – die korrupten Regierung, die dem Ausland sogar Müll gegen Geld abnahm (und jetzt wieder abnimmt) – und der neu entdeckte Kapitalismus, der sich ohne Bewusstsein für Umweltschutz austobte. Das hat zur Folge, dass viele Bewohner Albaniens einfach ihren Müll in die Flüsse kippen und hoffen, dass dieser vom Wasser abtransportiert wird (was sollen sie auch machen ohne Müllabfuhr?). All dies hatten wir vor unserer Reise gelesen und gehört und uns daher vor dem traurigen Anblick einer vermüllten Landschaft gefürchtet.
Vielleicht waren wir gerade deshalb positiv überrascht. Die Regierung scheint sich – aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Tourismus und zivilem Widerstand – mehr um das Müllproblem zu kümmern. Umweltschützer kämpfen gegen Staudämme, für eine bessere Abfallentsorgung und gegen die Pläne der Regierung, weiter Müll zu importieren. Die Sauberkeit ist nicht mit einem reichen Land wie Deutschland zu vergleichen und es gibt an allen Ecken und Enden „Lost Places“ mit Gerümpel im Vorgarten und auch mal die eine oder andere fiese Müllansammlung. Aber im Vergleich zu Spanien – wo Verena – die Co-Autorin lebt – ist das nicht besonders außergewöhnlich. Hoffnungsvoll stimmt zudem, dass Teile Albaniens zum „Grünen Band Europas“ und zum „Blauen Herzen Europas“ gehören – beides Naturschutzprojekte, die dafür Sorge tragen möchten, dass die im kalten Krieg naturbelassenen Grenzstreifen bzw. nahezu unberührten Flüsse erhalten werden. Die Vereine, die seit 2014 diese Projekte vorantreiben, werden durch Spenden finanziert. Und teilweise behelfen sich die Einheimischen auch selbst wie zum Beispiel in Theth, wo die örtliche Schule immer wieder Säuberungsaktionen organisiert.
Beste Reisezeit für einen Albanienurlaub mit Kindern
Im bergigen Norden hat Albanien kalte und schneereiche Winter, je weiter Ihr gegen Süden fahrt, desto mediterraner wird es. Der meiste Regen fällt von November bis April. Wir sind unsere Reise Ende Mai angetreten und das Wetter war perfekt für einen Familientrip nach Albanien!
In den Bergen war es sonnig, aber nicht zu warm fürs Wandern. In der Nacht kühlte es deutlich ab. Da müsst Ihr Euch dann einfach unter die meist 3-4 dicken Decken kuscheln, die in den Zimmern bereit liegen. Sowohl in Tirana als auch an den Stränden im Süden herrschte schönstes Strandwetter. Wenn es mal regnete, dann immer nur kurz und heftig.
Der einzige Nachteil, wenn Ihr nicht in der Hauptsaison im Juni bis August unterwegs seid: Die Strände befinden sich noch im Aufbauzustand: Überall wird noch an den hübschen Ibiza-Boho-Style-Bars geschraubt und gewerkelt. Das Baumaterial und der Müll liegen noch daneben.
In der Hauptsaison wird das Land dafür so richtig voll. Vor allem an den Stränden im Süden. Gerade Ksamil ganz im Süden würden wir dann meiden. Im September und Oktober ist es noch meist schön warm und leerer. Auch das ist eine gute Zeit, um Albanien zu bereisen.
Die Anreise zu Eurem Albanienurlaub
Von Deutschland aus gibt es inzwischen viele Flüge nach Tirana. Ein paar Billigflieger fliegen auch den Flughafen Kukes im Süden an. Und seit 2022 baut die Regierung einen weiteren Flughafen in Vlora, um auch die wachsenden Touristenströme gen Süden zu bedienen. Das Projekt ist jedoch bei albanischen Umweltschützern und der EU umstritten, da Vogelnistplätze damit unmittelbar bedroht werden könnten.
Eine Alternative zum Direktflug nach Albanien ist übrigens ein Umweg über Griechenland. So könntet Ihr mit einem Familien-Trip nach Albanien auch einen Griechenlandurlaub verbinden. Es gibt nämlich die Möglichkeit, nach Korfu zu fliegen und dann mit der Fähre überzusetzen nach Saranda, dauert nur zwischen einer halben Stunde und knapp 2 Stunden. Dort landet Ihr dann direkt an den Traumstränden im Süden Albaniens.
So, wir hoffen, wir haben Euch jetzt ein wenig neugierig gemacht und Ihr lest gleich weiter in unserem Blogpost zu unserem Familien-Roadtrip nach Albanien, wo wir – Sonja und Verena – Euch von unserer Rundreise durch Albanien berichten.
Dies ist ein Artikel von Sonja Alefi, Mutter von drei Töchtern und Gründerin der Little Travel Society, die mit ihrer Freundin Verena (Touristikerin, Zweifachmama und Globetrotterin) Albanien einmal von der Mitte noch oben und dann wieder nach unten abgefahren ist. Ihr Favorit im Albanienurlaub: Wandern in den Bergen im Norden Albaniens. Als Bayerin liebt sie die heimische Berglandschaft, aber für eine so schöne, unberührte, märchenhaft kitschige Berglandschaft tauscht sie gern mal die bayerischen Alpen gegen die albanischen.
Text: Sonja Alefi
Fotos: Sonja Alefi, Verena Huber-Marti
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