Die dünn besiedelte und flache Altmark im Norden Sachsen-Anhalts ist verkehrstechnisch ein bisschen „ab vom Schuss“. Das letzte Stück von Magdeburg aus müsst Ihr Euch zum Beispiel über Landstraßen schlängeln. Super fürs Entschleunigen, aber eher nichts für Familien, die viel Action suchen im Familienurlaub in Sachsen-Anhalt. Immerhin geht aber von Berlin aus direkt ein ICE in die beschauliche Altmark – weshalb sich diese Region in letzter Zeit zunehmend zum Rückzugsort für Berliner Stadtflüchtlinge im eigenen Ferienhaus entwickelt. Denn die Elbauen, das längste Reitroutennetz Europas, Rad- und Wanderwege, unberührte Natur und der ländliche Charakter haben durchaus seinen Reiz. Viele Kleinstädte – wie zum Beispiel Tangermünde – sind sehr charmant, da das Stadtbild mit erhaltenen Stadtmauern, Burgen, Altstädten oder Märkten aus dem Mittelalter gespickt ist. Leben kommt in die verschlafene Gegend zu diversen Volksfesten, wie zum Beispiel dem Havelberger Pferdemarkt im September, der schon seit dem 18. Jahrhundert hier veranstaltet wird! Da wechseln dann nicht nur Pferde per Handschlag den Besitzer. Es gibt zudem auch Fahrgeschäfte, Flohmärkte, Leckereien und eben alles, was so ein Volksfest aus- und für Kinder spannend macht.
Sachsen Anhalt mit Kindern – Weltkultur, Kaktuseis und viel Natur
Sachsen-Anhalt ist als Ferienort… tja, fehlte Euch da bisher auch das Schlagwort? Gleich nicht mehr! Unsere Sonja hat nämlich von Mamis aus Sachsen-Anhalt alle Geheimtipps für einen Familienurlaub geflüstert bekommen. Herausgekommen ist eine Entdeckungstour durch Weltkultur und Naturschönheiten. Familienurlaub in Sachsen-Anhalt steht sicher nach der Lektüre des Blogposts auch auf Eurer Bucket-List!
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Als wir die interaktive Deutschlandkarte mit den persönlichen Lieblingsecken unserer Little-Travel-Teammitglieder zusammengebastelt haben, stellten wir mit Schrecken fest: Im Bundesland Sachsen-Anhalt klafft eine große Urlaubslücke! Daran mussten wir natürlich schleunigst was ändern, denn wir sind ja immer auf der Suche nach den unentdeckten Schätzen. Bayern kann jeder. Sachsen-Anhalt ist mal was anderes! Weil aber niemand in unserem Little-Travel-Team in Sachsen-Anhalt lebt, mussten wir erst mal eine Mama-Reise-Expertin finden. Zum Glück haben wir in unserem Mama-Netzwerk Julia gefunden, die heute mit ihrer Tochter in München lebt, aber aus dem Magdeburger Umland stammt und in letzter Zeit auf Heimaturlaub aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommt, ob der vielen Veränderungen. Und dann hat uns noch Nicole vom schicken Elbquartier mit Barbara in Kontakt gebracht, die das Marketing für das Reiseland Sachsen-Anhalt verantwortet. Barbara ist Mama von zwei Jungs, wohnt im Umland von Magdeburg und kennt sich dank ihres Jobs natürlich bestens aus. Dieser Blogpost ist damit auch gesponsert vom Reiseland Sachsen-Anhalt, also Werbung. Wie immer, schreiben wir jedoch nur das, was wir selbst gut finden und sind trotz bezahlter Partnerschaft gnadenlos ehrlich.
Familienurlaub in Sachsen-Anhalt – Geschichtsunterricht in spannend und Natur in unberührt!
„Mensch, das ist ja wirklich eine Wundertüte hier!“. Das bekommt Barbara oft zu hören. „Urlauber sind immer wieder überrascht davon, wie viel Sachsen-Anhalt zu bieten hat“, sagt sie. Und auch wir müssen nach den vielen tollen Tipps für Ausflüge in Sachsen-Anhalt von Barbara zugeben: Wir hatten dieses Bundesland als Ferienregion völlig unterschätzt!
Vielleicht liegt das ja auch daran, dass Sachsen-Anhalt ein Bundesland mit kurzer Geschichte ist. Nur zwischen 1947 und 1952 existierte Sachsen-Anhalt als Bundesland, war zu DDR-Zeiten in zwei Regionen geteilt und erlebte dann erst nach der Wiedervereinigung eine Renaissance als eines der fünf neuen deutschen Bundesländer. Das war beispielsweise in Thüringen anders. Thüringen war immer Thüringen – warum es wahrscheinlich auch eine Thüringer, aber keine „Sachsen-Anhalter Bratwurst“ gibt. Sicher ist das aber nicht der einzige Grund, warum Sachsen-Anhalt als Urlaubsland bei einigen Deutschlandurlaubern noch nicht so recht auf der Bucket-List steht. Leider wird in den Nachrichten Sachsen-Anhalt oft nur im Zusammenhang mit strukturellen Problemen, Leerstand und AfD erwähnt. Damit wird man diesem schönen Bundesland aber in keinster Weise gerecht!
Denn in einigen Städten Sachsen-Anhalts entsteht inzwischen eine junge, kreative Szene, die immer häufiger (zurück)gekommen ist, um zu bleiben. Bunte Cafés und hübsche Unterkünfte schließen zunehmend die Leerstands-Lücken in den Städten. Triste Plattenbauten werden abgerissen und durch moderne, witzige Gebäude – wie zum Beispiel dem 2005 erbauten Hundertwasserhaus in Magdeburg – ersetzt. Ein schöner Kontrast zu den oft aufwändig sanierten Altbauten! Auch die Fachwerkhäuser in zuckersüßen Bilderbuchstädten wie Quedlinburg sind einzigartig in Deutschland, denn wo im Westen Fachwerkhäuser oftmals schnell-schnell renoviert wurden, stellte man in Sachsen-Anhalt die Häuser erst nach der Wiedervereinigung mit viel Muße und Fördergeldern möglichst originalgetreu wieder her. Die charmant-schiefen Eichenbalken wurden hier nicht einfach durch gerade Bretter ersetzt, sondern aufwändig erhalten und teils sogar durch ebenso schiefe Fenster ergänzt. Das Ergebnis: Hinreißend!
Zudem bietet das streckenweise sehr dünn besiedelte Sachsen-Anhalt einzigartige Naturlandschaften, wie zum Beispiel den Harz mit seinem mystischen Hexenberg Brocken, der – einst im Sperrgebiet – auch ein großartiges Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands ist. Und im Winter verwandelt sich der Harz gerne mal in ein meterdick verschneites Elsa-mäßiges Eiszapfenland mit ratternder Brocken-Dampflock. Zudem könnt Ihr in der wärmeren Jahreszeit mit Kids auf der Elbe paddeln, auf der Saale Kanu fahren, auf dem Wörlitzer See samt Kaffeegedeck gondeln (ja, gondeln!) oder an den Elbterrassen entlang radeln, wo Ihr wenigen Menschen, aber dafür umso mehr Tieren wie Reiher, Storch oder Hirschkäfer (mit ordentlichem Geweih!) begegnet. Tiere, die Ihr sonst in Deutschland kaum mehr zu Gesicht bekommt.
Sachsen-Anhalt ist vor allem aber auch eine wahre Wiege des kulturellen Erbes, das weit über Deutschland hinaus gewirkt hat. In diesem Landstrich sind unzählige Erfindungen entstanden, haben große Persönlichkeiten gelebt. Die Reformation nahm in Wittenberg mit Martin Luther ihren Anfang, das Bauhaus wirkte lange in Dessau. Sachen-Anhalt ist auch die Region mit der größten Dichte an UNESCO-Welterbestätte. Der Naumburger Dom und die Himmelsscheibe von Nebra sind spektakulär! Und besonders das kreative Eck zwischen Wittenberg, Dessau und Magdeburg hat es uns angetan…
Nach all den tollen Geheimtipps von Barbara und Julia finden wir daher, dass Sachsen-Anhalt die perfekte Mischung für Familien bietet, die im Deutschlandurlaub gerne Outdoor-Fun mit Kultur und Geschichte verbinden. Vor allem, weil es in Sachsen-Anhalt viele kindgerechte Kultur-Angebote gibt und die Anreise aus Hannover, Berlin oder Leipzig super einfach ist. Schließlich liegt Sachsen-Anhalt genial zentral mitten in Deutschland. Überhaupt mausert sich Sachsen-Anhalt gerade immer mehr als Tourismusregion! Reformationsjubiläum 2017, Bauhausjubiläum 2019 und viele, viele Investitionen auch im Harz tragen dazu bei, dass in den letzten Jahren Besucherströme beständig zunahmen. Und in dieses kreative Sachsen-Anhalt nehmen wir Euch jetzt auf einen Familienurlaub mit!
Familienurlaub Sachsen-Anhalt – wo ist es am Schönsten?
Nun begeben wir uns also virtuell auf einen Familienausflug nach Sachsen-Anhalt – was unter anderem eine Entdeckungsreise zu sechs Mal Weltkulturerbe in einem Bundesland (!) sein wird! Konzentrieren werden wir uns dabei auf die WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg. Denn diese Region ganz im Osten Sachsen-Anhalts ist – dank Bauhaus und Lutherhaus – ein echtes Highlight, um auch den lieben Kleinen Geschichte und Kultur nahe zubringen. Die Macher der Ausstellungen zu Luther, Bauhaus und Co. haben sich da so einiges einfallen lassen, um den Laaangweilig-Chor gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und wenn´s dann reicht mit der Kultur, gehts weiter zum Tintenfischeis oder riesigen Baggern. Außerdem zeigen wir Euch, was es in der Landeshauptstadt Magdeburg und ihre Umgebung alles zu erleben gibt. Die Landeshauptstadt mit ihrem schönen Umland ist nämlich die perfekte Ausgangslage für Touren aller Art. Zudem solltet Ihr Euch Magdeburg mit seiner wachsenden jungen, kreativen Szene keinesfalls entgehen lassen! Und eine besonders coole Unterkunft für Familien hätten wir dort auch noch für Euch.
Damit Ihr aber einen schönen Überblick für Euren nächsten Familienurlaub in Sachsen-Anhalt habt, findet Ihr im Weiteren auch kurze Kapitel zur Altmark, eine Region im Norden Sachsen-Anhalts, die mit ihrer dünnen Besiedlung der Inbegriff für „Entschleunigung“ ist und zur Region Halle-Saale-Unstrut im Süden – auch Vorharz genannt. Dort finden Familien viele schöne Naturlandschaften, mittelalterliche Burgen und Schlösser. Und klar, den Harz, den sich Sachsen-Anhalt mit Thüringen und Niedersachsen teilt, vergessen wir auch nicht! Denn Barbara hat im Harz auch einen sehr netten Tipp für Euch, den wir noch gar nicht kannten. Alles Weitere findet Ihr dann in unserem separaten Blogpost zu Harz mit Kindern.
Uuuund los gehts…
Die Altmark für Familien – natürlich beschaulich
Familienurlaub Sachsen-Anhalt: Ausflugsziele in der Saale-Unstrut Region mit Kindern
In der südlichen Spitze Sachsen-Anhalts liegt die Saale-Unstrut-Region. Bekannt ist die Region für seine zahlreichen mittelalterlichen Burgen und Schlösser wie zum Beispiel die Burg Saaleck in Bad Kösen, das Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels oder der Naumburger Dom in der gleichnamigen mittelalterlichen Altstadt, der natürlich zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Ein Tipp von Barbara ist hier übrigens die „KinderDomBauhütte“ – eine Kreativwerkstatt direkt neben dem Naumburger Dom. Hier kann gefeilt, gehobelt, geklebt, gemalt und die Welt mittelalterlicher Bauhütten entdeckt werden. Die Kids schlüpfen so in die Rolle von Steinmetzen, Glasern oder Baumeistern und nehmen die eigenen Kunstwerke auch mit nach Hause!
Weil Kinder die alten Prachtbauten aber nach einer Weile doch nur mäßig spannend finden, solltet Ihr hier im Saalekreis mit Kindern auch auf jeden Fall mal auf den Drahtesel oder ins Kanu steigen. Radwege, Flüsse und Seen gibt es hier genug. Ihr könnt zum Beispiel den „Süßen See“ – mit seinen nostalgischen Ferienhäusern aus der DDR-Zeit am Ufer – umrunden oder im Geiseltalsee planschen, der als größter künstlicher See Deutschlands aus einer gefluteten Braunkohle-Grube entstanden ist. Der Unstrut-Radwanderweg geht malerisch unterhalb der Weinberge entlang. Und wenn die kurzen Beine zu schwer werden, steigt Ihr einfach ins Kanu um und „erwandert“ Euch die Burgen und Schlösser am Ufer mit dem Paddel. Die Unstrut ist ein einfaches Anfängergewässer und kann daher auch gut mit Kindern erpaddelt werden (Anbieter findet Ihr hier)!
Der Harz mit Kindern – Naturpark und natürlich UNESCO Weltkulturerbe!
Und was darf natürlich bei einem Familienurlaub in Sachsen-Anhalt nicht fehlen? Der Harz! Denn der gehört immerhin zu einem großen Teil den Sachsen-Anhaltern. Brocken und die dampfende Schmalspurbahn, die sich den Berg hochwindet, sind fast schon kitschig-romantisch und der Naturpark Harz hat ohne Ende Outdoor-Fun wie Hängebrücken, Baumwipfelpfade und Hochseilgärten für Familien zu bieten.
Bei Regen ist für große und kleine Möchtegern-Piloten übrigens Barbaras Tipp das Luftfahrtmuseum Wernigerode. Es gibt dort 1.000 Exponate und mehr als 50 Flugobjekte zu bestaunen. Zwei Flugsimulatoren einer Messerschmitt Bf 109 und Bell UH-1 D laden zum „Selberfliegen“ ein (was auch immer das ist. Aber die Piloten unter Euch wissen sicher Bescheid…). Und auf dem Dach findet Ihr eine begehbare Transall C-160 der Bundeswehr nebst einer Riesenrutsche.
Eine Altstadt wie in einer Filmkulisse findet Ihr in Quedlinburg. Mit dem Schloss und der Stiftskirche gehört dieses Zauberstädtchen zum – na, Ihr könnt es Euch denken – zum Welterbe der UNESCO!
Weil es im Harz mit Kids so viel zu entdecken gibt, haben wir übrigens den Ausflugsideen für einen Familienurlaub im Harz einen eigenen Blogpost gewidmet. Lest doch dazu mal hier rein!
Anhalt-Dessau-Wittenberg – so viel UNESCO-Welterbe auf einmal!
…und – unglaublich aber wahr – kein bisschen langweilig für die Minis. Schließlich war auch der berühmte Sachsen-Anhalter Martin Luther selbst ein wahrer Kinderfreund: „Bei den Kindern muss angefangen werden, wenn es im Staate besser werden soll.“ Dieser Spruch ist zwar 500 Jahre alt, könnte in der heutigen Diskussion um Kinderrechte jedoch aktueller nicht sein. Ganz praktisch ist im Familienurlaub in Sachsen-Anhalt aber auch, dass die Wege in der WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg kurz sind! Innerhalb von 30 bis 40 Autominuten könnt ihr hier zwischen all den tollen Orten und Sehenswürdigkeiten, die wir Euch im Folgenden gleich vorstellen, hin- und herflitzen.
Die Lutherstadt Wittenberg mit Kindern: Geschichte zum Anfassen!
Martin Luther – ein „Revoluzzer“ der ersten Stunde ist ganz eng mit der Stadt Wittenberg verbunden. Am 31. Oktober 1517 schlug Luther – der hier als Mönch und Universitätsprofessor für Bibelkunde lebte – seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an das Portal der Schlosskirche. Damit nahm die Reformation ihren Lauf und veränderte die Welt. Was Euren Kids wahrscheinlich erst mal total „schnurz“ ist. In Wittenberg wird sich das aber schnell ändern, denn…
- Kinder entdecken die Geschichte in der Ausstellung „Der Mönch war’s“ im Lutherhaus von Wittenberg interaktiv: In einem U-Bahn-Waggon beginnt die Zeitreise zurück ins Spätmittelalter, wo die kleinen Gäste Zeugen des historischen Umbruchs werden. Geführt von Luthers Hund Tölpel erkunden sie Schauplätze wie Kloster, Universität, Markt, Schlosskirche und Stadttor am Tag des Thesenanschlags und machen kräftig mit: Thesen Stempeln und an die Kirchentür schlagen, sich als Mitglied des kurfürstlichen Hofstaats verkleiden, auf dem Markt mit Geldmünzen Handel treiben oder auf einem Botenpferd reiten. Mittels Klang, Geruch, Bild, Sprache, Musik und Erzählung tauchen hier auch die Kleinen richtig in die Geschichte ein.
- Im Asisi-Panorama könnt Ihr Euch mit einem „Wow!“-Effekt dank des 360 ̊ Panorama Bilds „Luther 1517“ in die Reformationszeit beamen. Das Rundgebäude, in dem Euch das Bild quasi verschlingt, ist kein Museum, sondern ein Gesamterlebnis für alle Sinne. Und bringt selbst Siebenjährige dazu, die Lutherstadt danach mit Begeisterung zu erkunden.
- Besonders mit kleineren Kindern solltet Ihr auch mal im Wohnhaus des Reformators Philipp Melanchthon, ein Weggefährte von Luther, vorbeischauen! In der Ausstellung erhalten Kinder einen gusseisernen Schlüssel, mit dem sie Truhen und Schränke aufsperren, in denen sich spannende Dinge befinden. Die Kids können sich verkleiden, Minihäuser zusammenbauen und von Melanchthons Teller essen. Melanchthons zehnjährige Tochter Magdalena führt die Besucher mit ihrer Stimme durch die Reformationsgeschichte und den Alltag der Familie Melanchthon.
Das Lutherhaus, das Asisi-Panorama und das Melanchthon-Haus sind übrigens alle drei nur einen Katzensprung voneinander entfernt (1-4 Gehminuten). Wenn es den Minis dann aber doch zu doof wird mit Geschichte und Kultur, lockt Ihr die jungen Damen und Herren mit einem Eis auf dem Schlossplatz (15 Gehminuten) – ein typisch flacher 50er-Jahre Rundbau zwischen Schlosskirche, Residenz und alter Kanzlei. Bei vielen Wittenberger Familien ist das übrigens eine feste Station auf dem Weg zur Innenstadt – vor allem weil dort auch der Schlosspark liegt. Was experimentierfreudige Kleine und Große besonders freuen wird: Ihr könnt hier manchmal so coole Eissorten bestellen wie Kaktus, schwarzer (!) Tintenfisch, Gurke oder scharfe Salami. Die Eiskonditorin Claudia Lehmann hat wirklich die pfiffigsten Ideen!
Auf dem Weg zum Bauhaus in Dessau – von Häusern, Gondeln und Falken…
Bauhaus-Fans, hier müsst Ihr hin! In Dessau hat die 1919 in Weimar von Walter Gropius gegründete Hochschule „das staatliche Bauhaus“ nämlich, am längsten gewirkt und zwischen 1925 bis 1932 ihre Blütezeit erlebt. In keiner Stadt Deutschlands gibt es daher mehr Bauhaus-Bauten als in Dessau – allesamt Ikonen der Architektur des 20. Jahrhunderts!
Wie in den Werkstätten des historischen Bauhauses damals gehämmert, gehobelt und gesägt wurde, könnt Ihr in der Offenen Werkstatt oder auf einem der geführten Rundgänge lernen. Stilecht à la Bauhaus und echt lecker lässt es sich in Dessau-Roßlau übrigens im Ausflugslokal „Kornhaus“ einkehren. Inklusive Elbblick! Und wenn die kurzen Minibeine nicht mehr tragen, fahrt Ihr wenigstens einmal durch die berühmte Bauhaussiedlung Dessau-Törten mit den über 300 weißen Haus-Würfeln durch. Danach macht Ihr Euch auf den Weg zur „Verhandlungsmasse“ für die Jüngeren auf Eurem Familienausflug in Sachsen-Anhalt – nämlich zum Wörlitzer Park mit Gondel, Falkenshow und Co.!
Denn wenn Euch die dreiviertel Stunde Fahrt von Wittenberg nach Dessau zu lang ist, gibts einfach einen Abstecher im Wörlitzer Park, der auf halber Strecke liegt. Das „Gartenreich“ zählt – wie Bauhaus und Lutherstätten – natürlich …. Ihr ahnt es schon! … ebenfalls zum UNESCO-Welterbe. Der Park gilt als einer der größten und ersten Landschaftsparks und wurde 1770 nach englischem Vorbild angelegt.
Spannend mit den Minis: Ihr könnt Euch auf dem Wörlitzer See auf einer Gondel – wenn Ihr mögt sogar samt italienischem Abendessen – einbuchen. Bis zu 15 Personen passen auf die Gondeln und die Gondoliere erzählen Euch allerlei über den Park, während Ihr unter alten Brücken und an ehrwürdigen Gebäuden vorbei schippert. Allerdings hat der See in letzter Zeit mit Trockenheit zu kämpfen, so dass im Sommer die Kanäle manchmal nicht „begondelbar“ sind. Aber eine Seetour geht immer! Kinder steuern sowieso dann meist erst mal die Falknerei am Rande des Wörlitzer Parks an, wo die lustigen Geier Max und Moritz, Steppenadler Olga, sowie die schnellsten Tiere der Welt – die Falken – mit einer Geschwindigkeit von über 200 km/h über Eure Köpfe düsen (oder sich auch mal drauf setzen). Schaut mal hier: Auf dem coolen Youtubekanal „Muddivation“ haben wir ein sehr nettes Video zu einem Familienausflug in den Wörlitzer Park mit drei Kids gefunden.
Die Baggerstadt Ferropolis – ein „Monster-Highlight“ bei Eurem Kinderurlaub in Sachsen-Anhalt
Ferropolis – vor den Toren von Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) – heißt die gigantische Baggerstadt auf einer Halbinsel im Gremminer See. Ausgediente Monster-Maschinen aus Stahl, die früher Braunkohle abbauten – allesamt mindestens 30 Meter hoch und bis zu 150 Meter lang – stehen hier rum wie Aliens zum Anfassen. Auf den Bagger „Gemini“ dürft Ihr sogar hochklettern und bei den kleinen Baggern können die Minis selbst mal Hand anlegen. Internationale Festivals und große Konzerte von Stars wie Metallica haben Ferropolis übrigens einen europaweiten Ruf als Top-Kulisse beschert…
Irre gut! Der barocke Irrgarten in Altjeßnitz – ein irrwitziger Familienausflug in Sachsen-Anhalt
Zu viel Kultur und Weltkultur-Dingsbums? Dann solltet Ihr auf jeden Fall mal einen irren Abstecher in den 45 Autominuten entfernten Gutspark Altjeßnitz (Anhalt-Bitterfeld) wagen! In dem Park gibts nämlich nicht nur einen Spielplatz, sondern auch einen barocken Irrgarten aus zwei Meter hohen Hainbuchen. Er ist mit einer Fläche von rund 2.600 Quadratmetern übrigens der größte unter den wenigen erhaltenen historischen Hecken-Irrgärten Deutschlands. Eben deswegen macht es aber auch durchaus Sinn, sich vor dem Abenteuer eine Irrgarten-Landkarte zu holen, damit auch die verwirrtesten am Ende die Zielplattform erreichen. Eine gute halbe Stunde seid Ihr schon im grünen Labyrinth dafür unterwegs.
Sachsen-Anhalt mit Kindern – bringt die WelterbeCard was?
Wenn Ihr in Anhalt-Dessau-Wittenberg mit den Kids viel erkunden wollt – lohnt sich die Welterbe-Card auf jeden Fall! Denn mit der Welterbe-Card zahlt ihr nur einmal und könnt dann kostenfrei 18 mal UNESCO-Welterbe und über 125 weitere Attraktionen besuchen – auch alle bisher genannten. Wählen könnt Ihr zwischen einer 3-Tages-Karte (Preis Hauptsaison für die ganze Familie: 99 Euro) oder einer 24-Stunden-Karte. Man bedenke: Allein der Eintritt in Wittenberg ins Panorama, Lutherhaus und Melanchthonhaus summiert sich schon auf 21 Euro pro Person! Dann gibt es ja noch das Alaris Schmetterlingshaus, Workshops in der Farbenküche, Audioguides, Führungen, das Bauhaus, den Wörlitzer Park und so weiter und so weiter.
Magdeburg – Unternehmungen mit Kindern
Weiter gehts zur Landeshauptstadt Magdeburg, die sich ganz famos mit Kindern erkunden lässt. Wenn man an Magdeburg denkt, denkt man zuerst an den berühmten ersten gotischen Dom Deutschlands und vielleicht noch an Otto (wobei viele sicher nicht wissen, dass die Bezeichnung „Ottostadt“ für Magdeburg nicht nur von Kaiser Otto, sondern auch von dem Otto, der im 17. Jahrhundert Bürgermeister der Stadt war, stammt).
Aber Magdeburg mit Kindern – macht das überhaupt Sinn? Und wie!
Denn Magdeburg wird oft unterschätzt. 1945 verwandelten die alliierten Bomber das schöne Magdeburg, das locker mit Paris mithalten konnte, zwar leider in einen Trümmerhaufen. Und die Plattenbauten aus der DDR-Zeit und Beton-Klötze, die nach der Wiedervereinigung noch dazu kamen, helfen auch nicht gerade fürs Image. Da hat sich aber in letzter Zeit sehr viel geändert! In den letzten Jahren wandelt sich Magdeburg von der grauen Maus zum bunten Hund. Triste Plattenbauten weichen neuen Architektur-Projekten wie dem rosa Hundertwasserhaus „Grüne Zitadelle“, das auch noch Café und Hotel beherbergt. Das sorgt im wahrsten Sinne für wunderbar „schräge“ Ecken in der Stadt. Inzwischen gibts in Magdeburg einen spannenden Mix aus Altbau, Stalinbauten, Plattenbauten, pfiffigen Neubauten und schönen Wohnhäusern entlang der Elbe – wir mögen solche Städte einfach, die ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick offenbaren. Und Magdeburg wird immer beliebter! Das zeigt sich auch daran, dass die Kita-Plätze auch hier langsam knapp werden und die Mieten steigen.
Zudem rückt die kreative Szene, die sich immer mehr ausbreitet, das Pegida-Image, das Sachsen-Anhalt immer noch anhaftet, ordentlich gerade! Da wäre zum Beispiel der Neu-Bierbrauer Robert Kellermann, der seinen Job als Zahntechniker an den Nagel hängte und nun mit seiner Mikro-Brauerei „Brewckau“ im Stadtteil Buckau Erfolge feiert. Oder die junge Betsy Peyman, die in ihrer gleichnamigen coolen Boutique Betsy Peyman nachhaltige Kleidung, aber auch Kuchen und Kaffee anbietet (perfekt, wenn Kids und Ehemann die Nase voll haben vom Shoppen…). Und überhaupt – wusstet Ihr, dass Sachsen-Anhalt im Frauenanteil an allen Selbstständigen bundesweit an der Spitze liegt? Zahlreiche zielstrebige Gründerinnen machen die Region zu einem echten Motor! Wie sympathisch!
Den ersten Überblick mit Kids in Magdeburg verschafft Ihr Euch übrigens am einfachsten bei einem Besuch des über 60 Meter hohen Albinmüller-Turms am Rande des Rothehornparks (juhu, es gibt einen Fahrstuhl!). Direkt neben dem Turm findet Ihr dann auch einen spektakulären Spielplatz und mit dem Montego Beachclub eine Bar im weißen Sand! Ein süßer Tipp ist auch das hübsche, familienfreundliche Café Herzstück Kuchenatelier in der Goethestraße: Die fantasievollen Torten der charmanten Inhaberinnen Melanie und Lena werden bis nach Sylt geordert und Ihr könnt dort sogar einen Cupcake- oder angesagten Dripcake-Workshop buchen.
Einen der besten Freizeitparks in Sachsen-Anhalt findet Ihr übrigens auch in Magdeburg, den Elbauenpark. Uns fasziniert hier vor allem der Jahrtausendturm! In dem Ding, das aussieht wie ein umgedrehter, schiefer Kegel, staunt Ihr Euch auf mehreren Ebenen durch eine Mitmach-Ausstellung über die Entwicklung der Wissenschaft. Wie spannend Physik und Mathematik sein können! Kinder dürfen ausprobieren ohne Ende. Und eigentlich bekommt Ihr sie hier fast gar nicht mehr raus … Es sei denn, sie wiegen über 35 Kilo. Denn ab diesem Gewicht darf man sich angegurtet direkt aus dem Turm auf 45 Metern Höhe mit der Elbauen-Zip-Line in die Tiefe stürzen. Der angrenzende Hochseilgarten ist dafür schon für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Und im anderen Teil des Parks, der mit einer Bimmelbahn verbunden ist, erwartet Euch noch eine Sommerrodelbahn, ein Schmetterlingshaus und ein Streichelgehege.
Nein, und es ist immer noch nicht Schluss mit lustig mit Madgeburg! Die neueste Attraktion seit 2020 ist nämlich der 18,5 Meter hohe Riesenrutschenturm im Elbauenpark. Und der ist nicht nur für Kinder ein Kreisch-Vergnügen… Klassische Spielplätze gibt es natürlich auch noch. Und plant bloß genug Zeit ein! Denn das kulturhistorische Museum in Magdeburg, in dem die Kids wie in alten Zeiten Anhänger schmieden und Springseile fertigen dürfen, sollte man nämlich auch nicht verpassen.
Wo wohnen in Magdeburg?
Eine hip-lässiges Start-Up ist auch unser Unterkunftstipp für Magdeburg: Die ElbQuartier Apartments von der lieben Nicole, die uns eigentlich erst auf die Idee zu diesem Blogpost gebracht hat. Die beiden Minilofts HEiDi und FRiDA und die Häuschen ALFRED und NUMMER4 sind nicht nur cool und trendy, sondern auch noch zu 100 Prozent familientauglich. Denn Eure Gastgeber Nicole und Tino haben selbst drei Kinder, die übrigens die Namensgeber der ersten drei Apartments sind.
Autorin dieses Artikels ist Sonja Alefi, Tippgeberinnen sind Barbara Weinert-Nachbagauer (Foto) vom Reiseland Sachsen-Anhalt und Julia, eine Wahlmünchnerin und gebürtige Sachsen-Anhalterin aus dem Little-Travel-Mama-Netzwerk. Vielen Dank, Ihr beiden, für diese tollen Tipps und die schönen Fotos.
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