Nachhaltig Reisen mit Kindern – Tipps, Fakten und Ideen
Nachhaltig Reisen mit Kindern – wie geht das? Darf ich jetzt nicht mehr fliegen? Wann ist eine Unterkunft nachhaltig? Wie verhalte ich mich vor Ort möglichst umweltbewusst? Wir haben für Euch ganz konkrete Tipps, Fakten zur Anreise und (Pack-)Listen fürs umweltfreundliche Reisen mit der Familie zusammengestellt. Und wir versprechen Euch: Die Lust am Reisen verderben wir Euch damit nicht. Im Gegenteil!
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So! Einen Artikel über nachhaltiges Reisen mit Kindern zu schreiben ist ungefähr so einfach, wie das Weltwirtschaftssystem zu ergründen. Will sagen: It´s complicated. Und wenn man denkt: Jetzt hab ichs kapiert…. hat man doch wieder einen Aspekt vergessen. So viel ist jedenfalls sicher: Nach der Lektüre dieses Blogposts zum umweltfreundlichen Reisen, habt Ihr sicher nicht weniger, sondern mehr Lust, die Koffer zu packen. Denn anständiger, nachhaltiger, sozialverträglicher Familienurlaub macht nicht nur Spaß, sondern erweitert auch den Horizont, kommt den Einheimischen zugute und trägt zur Völkerverständigung bei.
Wir möchten Euch jedenfalls möglichst konkrete Ideen, Tricks und Fakten an die Hand geben zum Thema „nachhaltig Reisen“ mit den Kids. Denn was es sicher nicht braucht – den 100. Wischi-Waschi-Artikel mit dem Titel „10 Tipps für nachhaltiges Reisen“, in dem dann so Sätze stehen wie „Fliegen ist nicht so gut für die Umwelt …und Plastikstrohhalme auch nicht“. Denn, dass Fliegen und Plastik böse sind, wissen inzwischen die Kindergartenfreunde meiner Töchter. Aber was eine Gemeinwohlorientierung ist, ob es denn nun sinnvoller ist, den Gardasee mit dem Auto zu umrunden oder mit der Fähre zu überqueren und ob man nach Malmö auch ohne Flugzeug kommt – da wird´s dann doch spannend, wie wir finden!
Nachhaltig Reisen – um was gehts hier eigentlich genau?
Was ist das überhaupt – nachhaltiges Reisen? An welchen Stellschrauben müssen wir eigentlich drehen, damit unsere Reise umweltfreundlicher wird? Da müssen erst mal die harten Fakten her…
Wir hatten ja schon so eine Ahnung, dass die Anreise nicht unbedingt eine heldenhafte Rolle spielt im großen CO2-Reise-Puzzle – vor allem, wenn sie in der Luft stattfindet – aber die Zahlen, die wir in einem SWR Wissens-Artikel gefunden haben (basierend auf Auswertungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung), machen dann doch alle Hoffnung von Globetrottern und Fernreisefans zunichte:
Eure Familienausflüge und Unternehmungen vor Ort machen im Schnitt nur etwa 4 Prozent der gesamten CO2-Emissionen der Reise aus, die Unterkunft schlägt mit 21 Prozent zu Buche – so dass man an dieser durchaus noch rum optimieren könnte. Die stärkste CO2-Belastung machen jedoch An- und Abreise aus – mit 75%. Baaam! Das haut ganz schön rein. Denn Ihr könnt Euch vor Ort so gut benehmen wie Ihr wollt – wenn Ihr vorher im Flieger gesessen seid, macht es das Kraut auch nicht fett (wie der Bayer sagen würde). Wer jetzt aber denkt: „Super! Die Plastikstrohhalme waren schon mega praktisch – dann kommen die jetzt wieder in meine Kokosnuss!“, hat sich zu früh gefreut. Denn es geht nicht immer nur ums CO2. Die Meeresbewohner leiden unter Lärmbelästigung, Tonnen an Sonnencremes, dem Feinstaub und Ruß von Schiffen und Fähren. Öl und Plastikmüll verstopft die Mägen und Poren von Tieren. Großkonzerne geben von ihren Tourismuseinnahmen nichts an die Einheimischen ab, verschmutzen dafür aber deren Flüsse und Felder. Elefanten werden für Touristen-Ausritte gequält. Es gibt daher durchaus eine Touri-Netiquette, die – jenseits von CO2-Emissionen – unbedingt in die Überlegungen zu einem nachhaltigen Familienurlaub einbezogen werden sollten. Aber dazu später mehr…
Umweltfreundliches Reisen mit der Familie – die Anreise
Da das Hin- und Wegkommen aber nun mal 2/3 Eures CO2-Fußabdrucks auf Reisen ausmacht, fangen wir damit an. Und lassen die Zahlen sprechen, denn CO2-Rechner gibt es inzwischen einige im Internet. Diesen hier von quarks fanden wir ganz besonders hilfreich. Vor allem, weil Ihr hier auch mit der Anzahl der Reisenden herumspielen könnt – denn schließlich seid Ihr als Familie ja meist ein paar mehr Leute im Auto.
Als Rechenbeispiel nehmen wir unsere Lieblingsstrecke von München zum Gardasee – das macht plus/minus 400 km. Die „schlechteste“ Alternative ist natürlich die mit dem Flugzeug mit 95,7 kg. Die beste Option wäre übrigens das Elektrorad – aber wohl nicht ganz realistisch mit den Minis im Schlepptau (und für uns auch nicht ohne … öhem!). Bleiben also ICE, Elektroauto und Fernbus. Fernbusse und ICEs schneiden übrigens in solchen Tabellen viel besser ab, als der öffentliche Nahverkehr, weil Züge und Busse auf langen Strecken normalerweise besser ausgelastet sind als Trams und Busse in der Stadt. Und da wären wir auch schon beim springenden Punkt für Familien! Die Auslastung! Für eine 4-köpfige Familie ist das Auto nämlich plötzlich doch eine relativ umweltfreundliche Alternative und kommt sogar besser weg als der öffentliche Nahverkehr in Punkto CO2.. Ein neues Dieselauto bringt Euch ab 5-6 Personen im Auto nicht ganz so umweltfreundlich wie ICE und Fernbus ans Ziel, aber der Abstand ist nicht mehr so groß (ca. 1 bis 1,6 kg CO2). Ab 5 Personen im Hybrid-Auto hat die Anreise sogar eine bessere CO2-Bilanz als die Anreise mit dem ICE und dem Fernlinienbus! Schaut mal hier:
Das war für uns dann durchaus überraschend: Zu fünft im Auto könnt Ihr mit ganz gutem Gewissen an den Gardasee fahren! Richtig kompliziert wird´s übrigens, wenn Ihr am Gardasee vor der Wahl steht: See mit dem Auto umrunden oder doch lieber mit der Fähre rüber schippern? Ich habe lange, lange gesucht, um Zahlen dazu zu finden. Was natürlich besonders schwierig ist, da Fähre nicht gleich Fähre ist. Auf dieser norwegischen Seite haben wir zumindest mal einen CO2-Vergleich von Fähre und Mittelklassewagen gefunden (wer es besser weiß – gerne melden!). Mit 0,133 kg CO2/Kilometer für das Auto und 0,115 kg CO2/Kilometer für Fähren liegen die beiden ziemlich eng beieinander. Mit dem Auto ist die Umrundungsstrecke, zum Beispiel zwischen Torri del Benaco und Maderno, mit 76 km, aber viel länger als mit der Fähre (9,4 km). Da man einfach den See an der schmalen Stelle quer kreuzt. Das Auto würde daher 10 kg CO2 bei der Seeumrundung in die Luft pusten, die Fähre nur 1 kg CO2. Die Fähre gewinnt also in diesem Fall! Wie Ihr seht – die umweltfreundlichere Version muss nicht immer die umständlichere Fortbewegung sein.
Trotzdem – im Falle von Schiffen ist auch immer zu bedenken, dass diese noch andere unangenehme Auswirkungen für die Umwelt haben können. Der Lärm für die Fische und Meerestiere, Öl, Ruß, Feinstaub und Müll können die Umwelt-Bilanz ganz schön runterziehen. Das trifft etwas weniger auf eine Mini-Fähre zum Überqueren des Gardasees zu, aber umso mehr auf die gerade wieder modern gewordenen riesigen Kreuzfahrtschiffe. Eine Kreuzfahrt fügt der Umwelt (und im Übrigen auch Euren Kindern durch die Partikelbelastung auf der Fahrt) Schaden zu! Wer tiefer ins Thema einsteigen will, dem empfehlen wir diesen regelmäßig aktualisierten Artikel von utopia, der ein aktuelles, jährliches Kreuzfahrtschiffranking des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) enthält. Auch wenn sich fast alle Kreuzfahrtschiffanbieter in Richtung etwas mehr Nachhaltigkeit bewegen – im Grunde ist das noch alles Augenwischerei. Denn von einem nachhaltigen Kreuzfahrtschiff ist die Realität noch sehr weit entfernt. Selbst die „umweltfreundlichere“ Alternative als Schweröl, das Flüssiggas, ist aufgrund des Treibhausgases Methan am Ende doch ein Umweltkiller bei der Verbrennung.
Nachhaltig Anreisen mit dem Flugzeug – geht das?
Greta würde wahrscheinlich das Thema sehr schnell abhaken und klar mit „nein“ beantworten. Denn nicht nur, dass das Flugzeug eine ungeheure Menge Treibhausgas ausstößt, noch dazu findet dieser Ausstoß an einer denkbar ungünstigen Stelle statt – und zwar in den höheren Schichten der Atmosphäre. Wo der Schaden besonders groß ist. So tragen die Stickoxide zur Ozonbildung bei und Feinstaub und Wasserdampf noch dazu zur Wolkenbildung. Die sogenannten Kondensstreifen am Himmel sind nämlich leider nicht so harmlos wie sie aussehen. Forscher gehen davon aus, dass die durch Kondensstreifen entstehenden Eiswolken mehr zur Klimaerwärmung beitragen, als all das CO2, das seit Beginn der Luftfahrt in die Atmosphäre gelangt ist! Es gibt aber Hoffnung! In einer neuen Studie aus der Pandemiezeit von deutschen und amerikanischen Forschern, die in der Fachzeitschrift „Environmental Science and Technology“ veröffentlicht wurde, fanden die Wissenschaftler heraus: Man könnte diese negative Auswirkung auf die Umwelt deutlich verringern! 2,2% der Flüge verursachen nämlich 80% der durch Kondensstreifen verursachten Erwärmung – das hat vor allem mit der Feuchtigkeit in bestimmten Luftschichten zu tun. Nach Analysen des japanischen Luftraumes kommen die Forscher zu dem Schluss: Eine Veränderung der Flughöhe bestimmter (nur ca. 5% der) Flüge um ca. 700 Meter würde den negativen Effekt um 59% reduzieren, verbesserte Triebwerke könnten die klimaschädlichen Auswirkungen der Kondensstreifen sogar um 95% verringern! Das setzt aber natürlich erst mal ein Umdenken der Fluggesellschaften und eine Umorganisation des Luftraumes voraus. Und in jüngster Zeit gibt es hier tatsächlich bereits Bestrebungen. Der größte Flugplaner weltweit, Flightkeys, bezieht diese Daten bereits ein, der CEO des Unternehmens, Raimund Zopp, meint: „Die Technik für die Planung ist eigentlich soweit. Wir sollten alle Maßnahmen, die eine gute Chance haben, die Klimaerwärmung zu reduzieren und praktisch nichts kosten sobald wie möglich ergreifen“ (Quelle: ZDF). Denn bei Flügen würde eine leichte Umleitungen zur Verhinderung der umweltschädlichen Kondensstreifen z.B. im Falle eines 100-Euro-Ticketes nur mit 8 Cent zu Buche schlagen. Wir hoffen, dass diese Umleitungen zur Vermeidung von wärmenden Kondensstreifen bald Standard wird.
Laut Atmosfair verbraucht eine vierköpfige Familie auf einem Flug von München nach Mallorca etwas mehr als 1,8 Tonnen CO2. Dafür könntet Ihr fast ein Jahr lang Autofahren. Noch schlimmer ist es natürlich bei einem Langstreckenflug nach Thailand. Eine umweltbewusste Person sollte nicht mehr als 1,5 Tonnen CO2 im Jahr verbrauchen – der Flug nach Thailand schleudert für eine vierköpfige insgesamt über 18 Tonnen in die Luft. Da könnt Ihr danach so viel aufs Rad steigen und regionale Lebensmittel kaufen wie Ihr wollt. Hilft dann auch nichts mehr…
Leider (wirklich leider!) haben wir aber alle nicht genug Zeit, um über die Meere zu segeln und es gibt auch ein paar Möglichkeiten, wie Ihr Flugreisen umweltfreundlicher gestalten könnt. Ihr könnt zum Beispiel Eure Reise kompensieren. Das geht inzwischen mit ein paar Klicks – z.B. über Atmosfair. Ich finde diese Seite, ob ihrer Transparenz, ganz wunderbar und nutze sie für jeden Flug. Ihr gebt ein paar Daten zu Ort, Fluglinie und Flugzeugtyp ein und schon wird Euch die Spendenhöhe ausgespuckt, die Ihr aufbringen müsst, um den CO2-Ausstoß Eures Fluges zu kompensieren. Atmosfair investiert dann Eure Spende in CO2-reduzierende Projekte in der von Euch verursachten Höhe. Die Projekte könnt Ihr selbst aussuchen oder die Auswahl Atmosfair überlassen. Für Mallorca wären das übrigens für 4 Personen ca. 40 Euro und für Thailand 450-500 Euro. Natürlich gibt es Kritiker, die diese Form der Kompensation als „modernen Ablasshandel“ bezeichnen. Aber mal ehrlich: Lieber ablasshandeln als gar nicht handeln…
Was Ihr zudem noch tun könnt, um den CO2-Abdruck Eurer Flugreise zu minimieren:
- Minimalistisch packen – jedes Kilo Gepäck mehr zählt auf einem Flug, weil dann mehr Treibstoff benötigt wird.
- Die Fluggesellschaft sorgfältig wählen – Atmosfair gibt Euch im CO2-Rechner Hinweise auf „grünere“ und emissionsärmere Fluglinien. Auch der Flugzeugtyp spielt dabei eine Rolle (auch einstellbar bei Atmosfair).
- Direktflüge sind besser als Flüge mit Zwischenstopps, weil beim Starten und Landen besonders viel CO2 in die Atmosphäre geblasen wird.
- Holzklasse fliegen: Business und First Class ist zwar bequemer, dafür aber auch umweltschädlicher, weil sich die Emissionen auf eine kleinere Anzahl Menschen verteilen.
- Länger vor Ort bleiben: Einige Ratgeber sind der Meinung, dass das Verhältnis zwischen Anreise- und Aufenthaltsdauer angemessen sein sollte. Für eine Woche nach Bali düsen – eher nicht! Jede Flugreise sollte aber sowieso überdacht werden. Und auf Strecken, die auch mit dem Zug oder Auto zu bewältigen sind, sollten andere, emissionsärmere, Fortbewegungsmittel bevorzugt werden.
Und schließlich möchte ich Eure, vielleicht latent vorhandene, Flugscham relativieren, denn das gegenseitige „Mit-dem-Finger-aufeinander-zeigen“ ist sowieso nicht der richtige Weg, um unser Klima zu schützen. Führende Klimaforscher wie z.B. der Amerikaner Michael E. Mann versuchen schon seit Längerem Wissenschaftlichkeit, Realismus und Rationalität in die zunehmend emotionale und populistische Debatte zu bringen. Auch in seinem Buch „the new climate war“ macht er deutlich, dass Lobbyisten der Kohle-, Öl- und Gaskonzerne inzwischen versuchen, die Aufmerksamkeit von sich weg und hin zu individuellen Verhaltensweisen zu lenken. In diesem sehr aufschlussreichen Interview bringt er es folgendermaßen auf den Punkt: „Die Auswirkungen des Klimawandels können nicht mehr geleugnet werden. Die „Inaktivisten“ (Anm.: damit meint er die besagten Lobbyisten), wie ich sie im Buch nenne, haben sich deshalb anderen Taktiken zugewandt. Es ist kein Leugnen mehr, hat aber immer noch zum Ziel, eine Bewegung weg von fossilen Brennstoffen zu verhindern. Dazu gehört ein Ablenkungsmanöver fort von einem Systemwandel hin zu individuellen Verhaltensänderungen. Als ginge es nur um Sie und mich und unseren Lebensstil. Wenn wir dann auf Leute mit dem Finger zeigen, weil sie fliegen oder Fleisch essen, dividiert uns das auseinander, statt den Wandel mit einer Stimme zu fordern.“
Nachhaltig Anreisen mit dem Zug – ist das nicht furchtbar umständlich?
Den meisten ist wahrscheinlich klar, dass der Zug eine recht umweltfreundliche Alternative wäre. Trotzdem schrecken gerade Familie oft davor zurück. Denn Zug – das hört sich nach Verspätungen, Kofferschleppen, ungepflegten Abteilen und endlos langen Fahrten an. Wie das Zugfahren mit Kids bequemer wird, verraten wir Euch hier:
- Kleinkindabteile/Familienabteile buchen: Diese Abteile sind vor allem mit Babys mega praktisch. Denn sie sind geräumiger, haben einen Maltisch, oft sogar einen Wickeltisch und ihr findet davor genügend Platz für den Kinderwagen. Ihr müsst allerdings rechtzeitig reservieren und dürft bei den Krümeln oft nicht so genau hinsehen!
- Koffer liefern lassen innerhalb Deutschlands: Wenn Ihr das möchtet, holt Hermes Euren Koffer für ab ca. 25 Euro bei Euch ab und liefert den Koffer auch direkt an eine angegebene Adresse. Allerdings braucht er dann auch 2-3 Tage. Wollt Ihr das nicht, könnt Ihr immer auch den Schaffner oder Mitreisende um Hilfe beim Ein- und Aussteigen bitten. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht!
- Tragetuch mitnehmen: Das ist nämlich viel praktischer als im Auto. Wenn Euer Baby anfängt, zu quengeln, könnt Ihr einfach aufstehen und mit dem Baby ein bisschen auf und ab gehen, bis es schläft. Gerade für Eltern mit Babys haben wir übrigens auch einen Artikel dazu geschrieben, was bei der Anreise mit einem Baby in Auto, Bahn und Zug zu beachten ist und welche Tricks Euch die Anreise leichter machen. Lest am besten mal hier nach.
- Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel vor Ort: Wichtig ist jedoch auch, dass Ihr Euch vorab erkundigt, wie es um die öffentlichen Verkehrsmittel vor Ort bestellt ist. Denn so richtig glücklich werdet Ihr im Urlaub nicht, wenn Ihr dann im Hotel „festsitzt“. Gerade in mediterranen Ländern und besonders auf dem Lande ist es leider um die Öffis etwas „mau“ bestellt… Praktisch: In unserer Suche könnt Ihr die Unterkünfte unter „Nachhaltigkeit“ nach dem Kriterium „Auto nicht nötig“ filtern. Und notfalls ist es ja auch möglich, mit dem Zug anzureisen und dann am Bahnhof einen Mietwagen zu nehmen.
Und dann wäre da noch ein Variante des Zugfahrens, die in letzter Zeit recht im Trend liegt – gerade bei Familien! Und zwar die Nachtzüge. Die Minis verschlafen statt verquengeln die Zeit und irgendwie haben diese Schlafwagen auch was Wildromantisches. Folgendes haben wir für Euch rausgefunden…
Super bequeme nachhaltige Zugalternative – Familien-Trend Nachtzüge!
Die Recherche zu diesem Teil des Artikels hat uns jede Menge Wow-Momente beschert. Denn irgendwie hatten wir Nachtzüge bisher so gar nicht auf dem Schirm als Transportmittel für den nachhaltigen Urlaub mit Kindern. Das lag sicher daran, dass das Angebot der Deutschen Bahn an Fern- und besonders Nachtverbindungen in der Vergangenheit nicht besonders umfangreich war. ABER es tut sich was, vor allem gemeinsam mit unserem Europäischen Nachbarn! Die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) hat schon vor einiger Zeit erkannt, dass eine umweltfreundliche Alternative zum Fliegen her muss und ihr Nachtzug-Netz ausgebaut. Und durch die immer steigende Nachfrage, wollen die Deutsche Bahn und der ÖBB nun gemeinsam ihren internationalen Fahrplan ausweiten, wie Ihr hier nachlesen könnt. So sind seit Ende 2023 die ganz neuen und noch komfortableren Nightjet-Züge im Einsatz, die nun auch ab Berlin viele Verbindungen bieten. Leider hat diese Nachtzug-Euphorie aber in 2024 einen Dämpfer erfahren. Die Realität hat die hochfliegenden Pläne leider 2024 eingebremst: Baustellen, hohe Trassengebühren bei grenzüberschreitenden Fahrten und damit auch hohe Ticketpreise sowie zu wenige moderne Nachtzüge haben den Ausbau gebremst und sogar zeitweisen Strecken wie die von Berlin nach Paris zum Erliegen gebracht. Leider!
Denn vor allem für Familien bieten Nachtzüge echte Vorteile. Ihr steigt abends in den Zug und seid am nächsten Morgen am Zielort. Die Kids verschlafen einfach die gesamte An- und Abreise – ohne dass wir Eltern uns die ganze Nacht, mit literweise Kaffee intus, hinter´s Lenkrad klemmen müssen. Und mittlerweile gibt es bei den Nachtzügen richtig komfortable Möglichkeiten in verschiedenen Preisklassen. Beim Nightjet könnt Ihr zum Beispiel aus diesen Kategorien wählen:
- Ruhesessel – Sitze wie in einem „normalen Zug“, nur etwas komfortabler. Preiswerteste Variante, für Familien jedoch eher weniger geeignet.
- Liegewagen – wie „Mehrbettzimmer“ in einem Hostel: Abteile mit bis zu 6 Betten, in denen man einzelne Betten bucht. Kann auch als Familie komplett gebucht werden – als günstigere Variante zum eigenen Schlafwagen.
- Eigener Schlafwagen – Die bequemste Variante für Familien. Ihr habt Euer eigenes abschließbares „Zimmer“, je nach Kategorie auch mit eigenem WC und Dusche. Sogar ein Frühstück ist dabei. Zwei bis sechs Personen haben in den Schlafwagen Platz.
Vor allem für den Südosten Europas gibt es zurzeit schon einige gute Verbindungen mit dem Nachtzug der ÖBB. Hier unsere Favoriten:
- München – Paris: Die Fahrt dauert über Nacht nur etwas mehr als 10 Stunden.
- Berlin – Budapest: Die Fahrt dauert etwas mehr als 13 Stunden über Nacht.
- Frankfurt – Wien: Nur 8 Stunden braucht Ihr von Frankfurt aus über Nacht ins schöne Wien.
Günstig sind die Nachtzüge nicht, aber besonders als Familie kommt Ihr teilweise sogar günstiger hin als mit dem Flugzeug, da Kinder bis einschließlich 5 Jahre kostenlos mitfahren und es bis 14 Jahre Ermäßigungen für Kinder gibt. Eine Fahrt von München nach Paris kostet besipielsweise mit dem Nightjet der ÖBB im Liegewagen ab 250 Euro und im Schlafwagen ab 440 Euro für eine vierköpfige Familien mit einem Kleinkind und Schulkind. Ein bezogenes Bett, Handtücher und ein Frühstück habt Ihr im Preis inklusive. Wie komfortabel und cool ist das denn bitte?!
Die Unterkunft auf Eurer nachhaltigen Familien-Reise
Siegel und Labels für nachhaltige Unterkünfte gibt es unzählige. Experten schätzen, dass da draußen ungefähr 150 Ökolabels im Tourismus unterwegs sind! Da sieht man den Wald vor lauter grüner Bäumen oft nicht mehr! Wie macht man das denn dann? Eine möglichst nachhaltige Unterkunft zu finden, um mit gutem Gewissen zu urlauben?
Wir verlassen uns da weniger auf Labels – deren Standards man oft auch nach nächtelanger Lektüre kaum nachvollziehen kann -, sondern betrachten Unterkünfte einfach nach den typischen Nachhaltigkeitsaspekten einer Gemeinwohlbilanz. Denn wir wollen ja nicht dem sogenannten Greenwashing (Marketing- und PR-Trick, die Unterkünfte nur „grün“ aussehen lassen), zum Opfer fallen. Aber welche Aspekte wären das denn?
Die Ökobilanz – also die Umweltverträglichkeit der Unterkunft. Für unsere familienfreundlichen Unterkünfte schauen wir uns folgende Bereiche an:
1. Ressourcen – wie umweltfreundlich sind die eingesetzten Ressourcen in der Unterkunft?
- Eigene Energie- und/oder Wärmeversorgung: Hat die Unterkunft z.B. eine eigene Windkraftanlage, eine Photovoltaikanlage, ein Biomasse-Heizwerk oder eine Hackschnitzelheizung mit Holz aus eigenem Wald?
- Regionale bzw. Bio-Lebensmittel: Kommen überwiegend regionale, saisonale und/oder Bio-Lebensmittel (auch ohne Zertifizierung, denn die ist oft recht teuer) auf den Tisch?
- Veganes/vegetarisches Angebot: Die Wahl, eine vegetarische oder gar vegane Variante zu bestellen, gibt es heute in den meisten Restaurants. Allerdings fällt die fleischlose Variante oft etwas unmotivert aus – wissen wir aus eigener leidvoller Erfahrung. Wir haben für Euch daher zu diesem Punkt nur Unterkünfte rausgepickt, die ein veganes/vegetarisches Restaurant haben oder fleischlose Themen-Tage bzw. Menüs anbieten. Abgesehen vom ethischen Aspekt des Tierwohls, kann mit fleischloser Ernährung nämlich der CO2-Fußabdruck deutlich gesenkt werden – Gemüseanbau braucht einfach weniger Agrarland, als die Aufzucht von Tieren (vorausgesetzt, man isst nicht vorwiegend Flugananas, Erdbeeren im Winter oder Fertig-Vego-Schnitzel).
- Ökologische Bauweise: Wurde beim Bau z.B. auf moderne Dämmung/Isolierung, Naturmaterialien für eine natürliche Kühlung oder das Halten der Wärme geachtet? Kamen vor allem lokale Handwerker und Unternehmen beim Bau zum Zug?
- Pool ohne Chemie: Werden zur Reinigung des Pools bestimmte Wasserpflanzen eingesetzt? Übrigens: Auch wenn es sich romantisch anhört – Salzwasserpools kommen nicht ganz ohne Chemie aus. Algizid und Ph-Wert-Senker brauchen diese Pools auch. Allerdings weniger als die üblichen Chlorwasser-Pools.
- Biolandwirtschaft: Darunter verstehen wir zertifizierte Biolandwirtschaft, aber auch kleinere Bio-Gemüse-/und Nasch-Gärten. Ganz toll mit Kindern sind natürlich Biobauernhöfe, wo die Stadtminis endlich mal sehen, wo Milch und Karotte eigentlich herkommen.
- Plastikvermeidung: Achten die Gastgeber darauf, Plastik(-Müll) zu vermeiden? Gibt es z.B. keine Kleinverpackungen auf dem Buffet, wenig Plastik in der Einrichtung, wieder-auffüllbare Glasflaschen statt Wegwerfflaschen, keine Strohhalme usw.
- Artenerhaltung: Lassen die Gastgeber bewusst Wiesen und Nistplätze für Tiere und Insekten brach liegen? Wurden Biotope angelegt? Und auch: Werden alte Tierrassen gezüchtet oder alte Pflanzenarten/Gemüsesorten angebaut? Denn leider verschwinden viele alte Rassen und Sorten von der Erdoberfläche, weil sie nicht dem modernen Effizienzgedanken der Lebensmittelproduktion genügen. Ein Beispiel: Früher mussten keine männlichen Küken geschreddert werden, weil die Bauern überwiegend Zweinutzungsrassen, wie das Lachshuhn hielten, wo die Hühner ordentlich Eier legten, die Hähne aber auch genug Fleisch ansetzten.
- Ressourcenschonung: Achten die Gastgeber auf Müllvermeidung, hochwertige und langlebige Einrichtung, Reparatur statt Neukauf?
2. CO2-arme Mobilität vor Ort:
- Kein Auto nötig: Ist die Anreise zur Unterkunft und in der Region, aufgrund gut ausgebauter öffentlicher Verkehrsmittel, einfach ohne Auto zu bewältigen?
- E-Mobilitätsfreundlichkeit: Können E-Bikes oder -Autos bei der Unterkunft geliehen werden? Gibt es eine E-Tankstelle auf dem Gelände und in der Region ausreichend E-Tankstellen?
Mit diesen ökologischen Aspekten hört für uns die Nachhaltigkeit jedoch lange nicht auf! Und auch für einige Gastgeber zum Glück nicht… Manche Betriebe setzen auf die ganzheitliche Gemeinwohlorientierung. Dabei werden auch noch soziale und gesellschaftliche Aspekte in die Unternehmensführung einbezogen:
- Mitarbeiter und Lieferanten: Flexible Arbeitszeiten, faire Bezahlung, Mitsprache, teilweise sogar finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter, Stellen für benachteiligte Menschen.
- Gesellschaft: Projekte für die Einheimischen, Spenden, Arbeitsplätze für Einheimische etc…
Ein Musterbeispiel für so eine Geheimwohlorientierung ist das Hotel Auersperg in Salzburg. Das Hotel veröffentlicht jedes Jahr einen Gemeinwohlbericht und setzt sich Ziele für weitere Verbesserungen im nächsten Jahr in allen Bereichen (den Bericht für 2019 könnt Ihr hier einsehen).
Aber auch wenn eine Unterkunft keinen expliziten Bericht zum Gemeinwohl veröffentlicht oder davon vielleicht auch noch nie gehört hat, könnt Ihr Euch sicher auf der Webseite und in Bewertungsportalen vor einem Urlaub schlau machen, ob die Gastgeber in die lokale Gemeinschaft eingebunden sind und wie sie mit ihren Mitarbeitern umgehen. Und aus eigener Erfahrung können wir Euch dazu nur sagen: In solchen gemeinwohlorientierten Betrieben urlaubt es sich viel schöner. Die Stimmung ist einfach besser!
Übrigens: Auf unserer Seite wird jetzt auch die Suche nach nachhaltigen Unterkünften einfacher. Wir haben im Team hin- und herüberlegt… und uns dann bewusst gegen ein grünes Little-Travel-Society-Label entschieden. Wir wollen das Labelchaos nicht weiter verkomplizieren und trauen uns auch nicht zu, flächendeckend und zuverlässig all diese Aspekte zu kontrollieren. Vielmehr geben wir Euch in der Karte und der Suche, die Möglichkeit, nach den oben genannten Nachhaltigkeitskriterien zu filtern. Denn keine Unterkunft ist perfekt und so könnt Ihr selbst entscheiden, was Euch beim Thema Nachhaltigkeit am wichtigsten erscheint. Wollt Ihr zum Beispiel ohne Auto anreisen? Oder habt Ihr Veganer an Board? Ist Euch ein Pool ohne Chemie wichtig? In unserer Suche und unserer Karte könnte Ihr danach jetzt filtern und dann in den Empfehlungen unter „Nachhaltigkeit“ nachlesen, was die Gastgeber alles anschieben.
Umweltbewusst Reisen mit der Familie – Packen und Verhalten vor Ort
Was gehört in den Koffer für eine nachhaltige Reise mit Kindern?
Erstmal fragen wir jedoch: Was gehört NICHT rein – in den Koffer, bei einer nachhaltigen Familienreise? Folgende Dinge versuchen wir auf unseren Reisen nicht mitzunehmen:
- Zu viel Zeug! Gerade wenn Ihr mit dem Flieger anreist, zählt jedes Kilo und auch vor Ort ist es viel schwieriger, sich mit schweren Koffern – zum Beispiel ohne Auto – fortzubewegen. Ein Tipp: Checkt vorher, ob es vor Ort eine Möglichkeit für Wäschewaschen gibt. So könnt Ihr weniger Kleidung mitnehmen.
- „Hardcore“-Sonnencremes: Die meisten Sonnencremes sind schädlich für Pflanzen und Tiere im Meer. Gerade Korallen leiden sehr unter den vielen Tonnen an Chemie wie Octinoxat, Octocrylen und Parabene, die Schwimmer und Taucher ins Meer spülen (und die im Übrigen auch im Verdacht stehen, bei Menschen Krebs auszulösen). Das ist so ein großes Problem, dass Palau und Hawaii künftig solche Sonnencremes sogar verbieten werden. Leider sind mineralische Sonnencremes, die ohne chemische Filter auskommen, oft auch nicht die Lösung. Denn um den recht unschönen Weißschleier der Mineralien zu verhindern, arbeiten viele Hersteller mit Plastik-Nanopartikeln – wieder zum Nachteil der Meere! Ausgerechnet in der „Glamour“ haben wir übrigens einen guten Artikel gefunden, der meeresfreundliche Sonnencremes auflistet.
- Strandgut, Sand, Muscheln oder Pflanzen als Souvenir: Hey, es ist doch nur eine Muschel! Wenn sich das aber all die Touristen, die Jahr für Jahr die schönen Strände bevölkern, sagen, wird´s bald keine mehr geben. Daher: Lieber 1000 Fotos knipsen anstatt Natursouvenirs in den Koffer packen (was mir persönlich übrigens besonders schwer fällt). Zudem sind viele Muscheln nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) auch geschützt, was der Zoll gerne mal kontrolliert. Auch 28.000 Pflanzen stehen nach dem CITES unter Schutz. Und selbst die erlaubten grünen Mitbringsel müssen beim Zoll angemeldet werden und mit einem Pflanzengesundheitszeugnis des Ursprungslandes versehen sein! Auch „´n büschn Sand“ kann teuer werden, denn einige Länder wie Italien oder die Türkei nehmen es – zum Glück – ernst mit dem Schutz ihres Naturgutes. In Italien drohen Strafen von 500 – 3000 Euro für kleine Mengen Sand (am berühmten Strand La Pelosa in Sardinien dürfen sogar keine Handtücher mehr auf den Sand gelegt werden), bei größeren Mengen kommt´s sogar zur Haftstrafe.
Was soll denn nun aber rein, in den „Vorbildkoffer“? Unsere ganz persönliche grüne Little-Travel-Packliste sieht so aus:
- Einkaufstasche: Vermeidet Plastikmüll nach dem Supermarktbesuch.
- Wiederauffüllbare Wasserflaschen: So müsst Ihr nicht jedes Mal eine Wegwerfplastikflasche kaufen, wenn die Rasselbande Durst bekommt. In Deutschland könnt Ihr Euch ja sogar an jedem Wasserhahn bedienen. In fernen Ländern müsst Ihr da allerdings vorsichtiger sein. Da solltet Ihr das Wasser auf jeden Fall vorher abkochen oder aus gekauften großen Kanistern nachfüllen.
- Aufbewahrungsdosen für das Picknick am Strand und den Imbiss: Gerade im Urlaub möchte man ja auch mal was Neues probieren. Damit aber nicht jedes Mal Berge von Wegwerf-Aluboxen und Plastikbehälter im Müll landen, nehmt doch einfach die berühmte Tupper-Dose mit zum coolen Streetfoodstand. Die vergisst man schnell mal im Eifer des Packgefechts!
- Mit Bienenwachs getränkte Tücher: Viel besser als Frischhaltefolie! Die könnt Ihr nämlich abwaschen und wiederverwenden. Das Bienenwachs wirkt antibakteriell. Diese Tücher gibts zu kaufen oder Ihr könnt sie auch selbst machen.
- Nachhaltiges im Kosmetikbeutel: Feste Seife statt Flüssig-Shampoo – kann man auch gleichzeitig als Duschgel nehmen, Bambuszahnbürste und Zahnpasta-Pulver oder Tabletten in der wiederbefüllbaren Dose vermeiden Plastiktubenmüll. Es gibt so viele müllvermeidende Alternativen inzwischen!
Verhalten vor Ort – Dos und Don´ts auf einer nachhaltigen Reise mit Kids
Auch hier fangen wir wieder mit den Don´ts an und arbeiten uns zu den Dos vor. Denn, wie wir schon weiter oben angemerkt haben, es geht nicht immer um das CO2. Es gibt noch viel mehr Aspekte, die Ihr beim nachhaltigen Familienreisen vor Ort berücksichtigen könnt.
Folgendes solltet Ihr aus unserer Sicht vermeiden vor Ort, wenn Ihr möglichst nett und grün reisen wollt:
- Attraktionen mit Tieren: Da es oft schwer ist, sich ein Bild von den Tierschutzstandards zu machen, verzichten wir inzwischen komplett auf Zoobesuche und Tierattraktionen im Urlaub und halten uns lieber an die Streichelkatzen auf dem Biobauernhof. Dabei geht es uns nicht nur um die berüchtigten Elefantenritte in Thailand, für die kleine Elefanten mit Schlägen gefügig gemacht werden, sondern auch um so alltägliche Ausflugsmöglichkeiten wie Wasserparks, z.B. in Portugal. Dort werden häufig Affen, Eulen oder Schildkröten gegen einen Obolus rumgereicht, um bestaunt und fotografiert werden zu können. Im Übrigen gehen wir – was den Tierschutz betrifft – auf unserer Seite jetzt noch einen Schritt weiter und empfehlen in unseren neuen Texten keine Zoos oder Delphinshows, denn eine artgerechte Wildtierhaltung ist in Zoos und in diesen Delphinparks einfach nicht möglich. Der vorgeschobene Artenschutz ist meist nur „Greenwashing“, da Zootiere kaum wieder ausgewildert werden (können) und die Tiere bezahlen ihre lebenslange Gefangenschaft oftmals mit einem verkürzten Leben und krankhaften Verhaltensweisen.
- Inseln oder Orte in fernen Ländern besuchen, die kein Müll- und Abwassersystem haben: Meine Trauminsel Bali zum Beispiel hat kein ordentliches Müllentsorgungs- und Abwassersystem (uhaha! Ich leide sehr). Das war auch kein Problem bis zu den 70er Jahren, denn die Inselbevölkerung produzierte fast nur Naturabfälle, die einfach verbrannt werden konnten – die bevorzugte Verpackung war das Bananenblatt. Nur seitdem ist die Insel leider vom (Massen-)Tourismus entdeckt worden und das Plastik hat enorm zugenommen – und landet im Meer oder am Strand, weil es einfach nicht verbrennt. Ähnlich sieht es mit den Malediven aus: Bis vor Kurzem wurde der Müll der Luxusresorts einfach ins Meer gekippt. Heute landet er zumindest auf der berüchtigten Müllinsel Thilafushi. An einer weiterführenden Lösung arbeitet die Regierung zwar gerade, aber so richtig weit ist man da auch noch nicht. Und mal ehrlich: Ist es denn wirklich Luxus, Büffelmozarella aus Italien auf eine Miniinsel im Ozean einfliegen zu lassen? Nee, finden wir nicht! Ein schöner Bergblick bei Kaiserschmarrn ist da doch viel luxuriöser…
„Nix derfma“, würden jetzt meine Kinder sagen. Natürlich darf man! Und wir selbst möchten auch nicht komplett auf Fernreisen verzichten. Die Welt ist bunt und auch die Kids lernen auf solchen Reisen die Faszination für und den Respekt vor fremden Kulturen. Denn viele Wege führen nach Rom. Nicht nur unsere (westlichen) Normen und Werte sind automatisch der einzig richtige Weg, zu leben, zu handeln und zu denken. Diese Art des Kulturimperialismus hat leider schon viel Leid angerichtet. Wenn „das Fremde“ aber ein Gesicht bekommt und z.B. mit uns auf einer Bootstour gelacht und geplaudert hat, ist es meist nicht mehr unheimlich und abzulehnen, sondern sympathisch und interessant. In Zeiten des Vormarsches des Populismus und des Nationalegoismus ist das ein wichtiger Wert an sich. Auch hilft es, globale Ungerechtigkeiten wie zum Beispiel Kinderarbeit in der Bekleidungsindustrie, das Vernichten des Lebensraumes vieler Tiere oder die Plastikverschmutzung der Meere ins Bewusstsein zu rufen. Denn an vielen dieser Menschen- und Tierrechtsverletzungen ist unser westlicher Lebensstil schuld. Was wir life gesehen haben, möchten wir aber oft auch gerne schützen. Ein Ausflug in den indonesischen Dschungel zu den letzten Orang-Utans hilft sicherlich dabei, im heimischen Supermarkt doch aufs Etikett zu schauen und nur Produkte ohne Palmöl zu kaufen. Die Tristesse von Einheits-Palmölplantagen im Dschungel wirkte bei unserer Familie, auch bei den Kindern, jedenfalls entsprechend nach (wehe, Mama oder Papa haben doch mal das falsche Produkt gekauft! Da gibts dann richtig Ärger von den Lütten im Haus Alefi…).
Zudem leben viele Familien in abgelegenen Regionen vom Tourismus und brauchen diese Einnahmequelle dringend. Auch, um die Infrastruktur in der Region voran zu bringen. Damit dieser Effekt maximiert wird, nehmen wir in unserer Hotelsammlung nur Häuser auf, aus denen das Einkommen überwiegend in einheimische Taschen fließt, sei es, weil die Eigentümer Einheimische sind oder sei es, weil vor allem an einheimische Betriebe Aufträge vergeben werden und überwiegend Einheimische eingestellt werden.
Um aber nicht nur die Schattenseiten der Globalisierung aufzuzeigen: Nachhaltiges Reisen kann so viel lustiger und spannender sein als die glattpolierten Riesenresorts mit Rutschenparadies. Ein paar To-Dos für eine „anständige“ Reise mit der Familie sind für uns jedenfalls Folgende:
- In inhabergeführten Boutique Hotels wohnen: Denn so kommt Euer Reisebudget wenigstens auch bei den Einheimischen an und verschwindet nicht in den Taschen eines multinationalen Konzerns.
- Tipps von Einheimischen folgen und sich von diesen rumführen lassen: Auch hier gilt – Euer schwer verdientes Geld landet so bei den einheimischen kleinen Betrieben. Außerdem ist es auch meist lustiger, schmeckt besser und Ihr lernt das Urlaubsland und seine Menschen richtig kennen.
- Öffentliche Verkehrsmittel nutzen: Wenn Ihr Euch nur in gecharterten Bussen mit Fremdenführern durch die Landschaft fahren lasst und bei großen Sightseeing-Spots aussteigt, kommt Ihr kaum mit Land und Leuten in Berührung. Gerade bei Fernreisen ist das Reisen in den Öffis zwar manchmal ein echtes Abenteuer – da sitzt schon mal ein Huhn neben Euch auf dem Sitz – aber darum gehts doch beim Reisen, oder? Ums Abenteuer. Und DAS sind dann auch die Familiengeschichten, die man sich noch in 10 Jahren erzählt.
- Einfach mal loslaufen: Einfach mal loslaufen, ohne Ziel, durch Gässchen und an Hinterhöfen vorbei und dann mal in einem kleinen Café, in dem sich die Einheimischen tummeln, einkehren. We loooove! Und man erlebt oft so viel mehr, als wenn man ein strammes Programm abhakt, was mit Kids sowieso meist im Desaster endet. Go with the flow…
- „Nett sein“: „Hallo“, „tschüss“, „danke“ und „bitte“ kann sich jeder ab dem Sprechalter in einer Fremdsprache merken. Gerade Kinder finden das doch mega lustig, wenn der Kellner dahinschmilzt bei einem „gracias“ aus einem deutschen Mini-Mund. Und es zeigt den Einheimischen: Da will jemand nicht nur am Strand liegen, sondern hat auch Interesse an uns! Wir finden ja, dass man sich auch die grundlegende Etikette des Gastlandes vorher aneignen sollte, gerade wenn es um Religiöses geht. Buddhastatuen nie den Rücken kehren, muslimische Häuser und Moscheen nicht mit Schuhen betreten, in Indien dem Gegenüber nicht die Schuhsohlen zeigen… Das öffnet Türen. Und mit Kindern sowieso.
- An Cleanups teilnehmen. Wenn wir schon als Tourist zur Vermüllung von entlegenen Regionen und Inseln beitragen, könnten wir wenigstens aufräumen. Das könnt Ihr ganz unkonventionell, indem Ihr einfach mit einer Tüte mal ein, zwei Stunden am Strand entlang lauft. Wenn das jeder Tourist machen würde, sähen die Strände schon viel ordentlicher aus. Oder Ihr geht richtig organisiert aufräumen. Schaut z.B. mal auf der Seite CareElite Cleanups vorbei, die Euch weltweit in Facebookgruppen über Cleanup-Aktionen informiert. Gerade mit Kindern, die dann sicher 1000 Fragen stellen, kann so eine Aktion richtig Spaß machen!
- Das Gegenstück zu den Resort-Insel-Malediven suchen: Und zwar Tourismusregionen, die sich nachhaltiges Wirtschaften zum Ziel gesetzt haben. Das gibts tatsächlich – und sogar mit Zertifizierung! Zum Beispiel die internationale – von der UN unterstützte – GSTC-Zertifizierung. Sie basiert auf 17 Kriterien der Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Ökologie – sondern auch um wichtige gesellschaftliche Themen, wie Reduzierung von Ungleichheiten und Armutsbekämpfung. Ihr könnt in diesen Regionen also mit richtig gutem Gewissen Geld ausgeben! Erst seit 2013 gibt es die Kriterien auch für Tourismus-Regionen (davor wurden nur Hotels und Betriebe bewertet). Daher findet man in Europa bisher leider nur eine zertifizierte Region in den Niederlanden (Schouwen-Duiveland) und eine in Norditalien – die Region Valsugana. Übrigens ein bildschönes, fast schon unberührtes Tal im Südosten des Trentino, nur 1-2 Stunden Fahrt vom überlaufenen Gardasee entfernt. Mit zwei warmen Badeseen mit guter Infrastruktur, wildromantischen Wanderwegen, Hochseilgarten und viel Outdoorfun. Schaut mal hier – im unteren Abschnitt haben wir über diese schöne norditalienische Region geschrieben und auf dieser Karte könnt Ihr die bisher zertifizierten Regionen einsehen.
So, Ihr Lieben! Wir hoffen, dieser Artikel über das nachhaltige Reisen mit Kindern war Euch nicht zu sehr „erhobener Zeigefinger“, denn darum geht es uns gar nicht. Urlaub soll ja vor allem Spaß machen! Und nachhaltiges Reisen hat aus unserer Sicht einen viel zu „drögen“ Ruf. Es geht ja gar nicht immer nur um Verzicht, eher um Prioritäten, Informiertheit und bewusste Entscheidungen. Denn grün ist überhaupt nicht öde, sondern mega cool. Zum Beispiel, wenn Ihr dann im Street Market alle zum Staunen und Lachen bringt, weil Ihr Eure Tupperdosen auspackt! Plötzlich ist man im Gespräch mit den Marktfrauen und hat richtig was erlebt…
Das ist ein Artikel von Sonja Alefi (links). Sonja hat mehrere Jahre als „ökologische und soziale Investmentmanagerin“ grüne Start-ups auf ihren positiven gesellschaftlichen Impact hin analysiert und unterstützt. Sie ist seit ihrem 13. Lebensjahr Vegetarierin, seit 2023 sind sie und ihre drei Töchter Veganerinnen (initiiert durch die Töchter!). Ohne Reisen gehts aber leider nicht – dafür ist sie „stets bemüht“, die Reiserei möglichst umweltbewusst, nett und nachhaltig zu gestalten (und hat beim Schreiben des Artikels noch mal so viel gelernt)! Unterstützt wurde Sonja von unserer Autorin Nadine Gehrisch (rechts im Bild). Nadine hat über 10 Jahre direkt über einem Bio-Lebensmittelladen gewohnt (den auch noch ihre Schwiegereltern leiteten). Nachhaltiges und plastikfreies Einkaufen war für sie daher schon selbstverständlich lange bevor das Thema überhaupt „in“ wurde. Was das Reisen angeht, lautet ihr Motto „Heimat ist cool“. Es verschlägt sie mit ihrem Sohn oft in nahegelegene Regionen, die gut mit Auto und Zug zu erreichen sind. Besonders spannend war für sie daher die Recherche zu den Nachtzügen in diesem Artikel.
Dieser Artikel wurde übrigens nicht gesponsort. Alle Tipps sind persönliche Empfehlungen von Sonja und Nadine und damit unbezahlte Werbung.
Zuletzt aktualisiert im Dezember 2024 von Sonja Alefi.
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Hey!
Danke für diesen wunderbaren Artikel! Großartig dass ihr euch die Mühe gemacht habt!